Obdachlose vom Sand nach Messerstecherei verschwunden
Die Hinterlassenschaft an der Schillerbüste am Sand. Foto: zv

Obdachlose vom Sand nach Messerstecherei verschwunden

Harburg - Seit Wochen hausen zwei Männer im Bereich der Schillerbüste unter freiem Himmel am Sand. Der Bereich hat mittlerweile stellenweise den Anlitz einer Müllkippe. Jetzt

sind die beiden Obdachlosen zumindest temporär verschwunden. Nach einer Messerstecherei liegt einer im Krankenhaus. Der andere kam vor den Haftrichter.

Bereits am späten Montagabend waren Rettungswagen und Polizei zum Sand gerufen worden. Zeugen hatten am Sand Ecke Neue Straße eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern beobachtet und die Beamten alarmiert. Die Rettungskräfte stießen auf einen offensichtlich verletzten Mann. Doch der wollte mit ihnen nichts zu tun haben, verweigerte auch die Fahrt ins Krankenhaus. Erst die zwischenzeitlich angerückten Polizisten konnten durchsetzen, dass der Mann in eine Klinik kommt. Dort stellten Ärzte eine Stichverletzung im Oberschenkel fest, die stark blutete. Laut Bericht war auch die Arterie verletzt worden. Lebensgefahr bestand für den 39-jährigen Polen aber nicht.

Polizisten folgten einer Blutspur, die zum Lagerplatz der beiden Männer führten. Der Tatverdacht richtet sich gegen den anderen Obdachlosen. Der 43 Jahre alte Landsmann des Verletzten wurde festgenommen. Eine Vernehmung war zunächst nur begrenzt möglich. Der Atemalkoholtest des Mannes ergab den Wert von 2,3 Promille. Gegen ihn wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl.

{image}Die beiden Obdachlosen waren in den vergangenen Wochen zum Thema und Problem in der Gegend geworden. Mehrere Firmen im Umfeld hatten Sicherheitspersonal angeheuert. Die beiden Männer hatten Eingänge als Schlafplätze genutzt. Mitarbeiter hatten Schwierigkeiten zu ihren Arbeitsplatz zu kommen. Die Gegend selbst ist verkommen. Neben Habseeligkeiten, die aufgetürmt die Design-Fahrradständer überlagern, ist eine kleine Müllkippe mitten in der Stadt zurück geblieben. Der Abgang zu der ehemaligen öffentlichen Toilette ist mit Unrat bedeckt. Der Geruch verrät, dass der Zugangsbereich auch benutzt wurde, um Notdurft zu verrichten. Gesäubert wurde der Bereich nicht.

Obdachlose, die stellenweise den Innenstadtbereich okkupierten, waren in den vergangenen Wochen ein immer größeres Problem geworden. Die Behörde hat sich als unfähig erwiesen dagegen anzugehen. Anfang November wurden die ausschließlich aus Osteuropa stammenden Männer von Mitarbeitern des Fachamtes Management des öffentlichen Raumes in Transportern nach St. Georg gebracht. Dort hat Plata seinen Sitz. Die Einrichtung musste geschaffen werden, um sich um die mittlerweile zahlreichen mittellosen EU-Bürger aus Osteuropa zu kümmern, die auf Hamburgs Straßen leben. Vor allem im Fußgängertunnel zwischen Sand und Rathausplatz und eben nahe der Schillerbüste hatten rund ein Dutzend von ihnen ihre Lebensmittelpunkt.

Das Problem ist EU-gemacht. Einwohner der Mitgliedsländer können sich im Rahmen der Freizügigkeit in Deutschland aufhalten. Haben sie nicht für einen bestimmten Zeitraum in einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis gestanden, haben sie keinerlei Anspruch auf Sozialleistungen. Wie groß das Problem ist, zeigen Zahlen der Sozialbehörde von Ende Herbst. Danach sind lediglich neun Prozent der Obdachlosen in Hamburg Deutsche. Die Zahl der Obdachlosen  selbst hat sich nach Schätzung von Sozialverbänden auf rund 2000 in ganz Hamburg verdoppelt. Zwar bietet die Stadt im Rahmen des Winternotprogramms Schlafplätze auch für Osteuropäer an. Das wurde aber, zumindess von den beiden Männern om Sand, nicht genutzt. zv