Razzia in der Salafisten-Moschee an der Anzengruberstraße
Beweismaterial wird in Kartons abtransportiert. Foto: zv

Razzia in der Salafisten-Moschee an der Anzengruberstraße

Wilstorf – Razzia in der Taqwa-Moschee an der Anzengruber Straße. Um 6.30 Uhr stürmten Beamte des Landeskriminalamtes und der Bereitschaftspolizei die Moschee.

Die Durchsuchung fand im Rahmen einer bundesweiten Aktion gegen die Vereinigung „Die wahre Religion“ (DWR) alias „LIES! Stiftung“ oder „Stiftung LIES“ statt, die zur salafistischen Szene gehört. Zudem wurde eine Verbotsverfügung gegen DWR erlassen. Die Moschee in Wilstorf ist laut Verfassungsschutz seit Jahren einer der zentralen Anlaufpunkte für die salafistische und auch die jihadistische Szene.

Fast zwei Stunden durchsuchten Einsatzkräfte, rund 30 Beamte, die Räume der Moschee in Wilstorf. Am Ende trugen Beamten Kartons mit sichergestelltem Material aus der Taqwa-Moschee. Es muss jetzt ausgewertet werden. Während der Aktion trafen die Beamten auf einen Mann. Sein vor der Tür stehendes Auto wurde überprüft. Dann durfte er wegfahren. Die Durchsuchung in Harburg war eine von vier Aktionen in Hamburg, wobei in den drei anderen Fällen Wohnungen nördlich der Elbe durchsucht wurden.

{image}Innensenator Andy Grote wehrte die Aktion als „wirkungsvollen Schlag gegen die jihadistische Szene“ und als Zeichen einer „wehrhaften Demokratie“. Er verwies zudem darauf, dass seit Mai dieses in Hamburg mehr als 30 Anträge für salafistische Info-Stände abgelehnt wurden. In der Vergangenheit hatte es solche Stände auch in der Harburger Fußgängerzone gegeben.

DWR gilt als ein bundesweit einzigartiges Rekrutierungs- und Sammelbecken für jihadistische Salafisten – darunter solche, die Richtung Syrien und Irak ausreisen wollen, um dort den bewaffneten Jihad zu unterstützen. „Man weiß, dass DWR in der Moschee an der Anzengruberstraße auch eine Rolle gespielt hat“, hieß es aus der Innenbehörde. Das heute bundesweit durchgesetzte Verbot von DWR schließt die Beschlagnahme des Vermögens der Vereinigung, die Abschaltung ihrer Internetpräsenzen sowie das Verbot ein, ihre Symbole und Kennzeichen weiter zu verwenden.

{image}Die Taqwa-Moschee selbst, die als Nachfolger der berüchtigten al-Quds-Moschee gilt, in der die Terrorpiloten vom 11. September beteten, wird nicht geschlossen. Die Sicherheitsbehörden können dem Trägerverein, der „Gemeinschaft des Olivenbaumzweigs e.V. Harburg, keine Aktivitäten nachweisen, die ein Verbot rechtfertigen würden.

Laut Verfassungsschutz werden derzeit in Hamburg rund 670 Personen der Salafisten-Szene zugerechnet. Von diesen 670 werden etwa 320 als Jihadisten eingestuft, die den militanten Jihad befürworten und unterstützen. Von den gut 70 Richtung Syrien oder den Irak ausgereisten Jihadisten ist rund ein Drittel wieder zurück in Hamburg, etwa ein Drittel ums Leben gekommen und ein weiteres Drittel im Jihad-Gebiet. zv