Keine Zustimmung für Besuchsversuch in Neugrabener Tierlabor

150225BoeddinghausHarburg – Ihre Lider werden fixiert, damit sie die Augen nicht schließen können. Dann wird den Affen, Hunden oder Schweinen Löschschaum mit hohem Druck auf die Augen

gesprüht. So können Wissenschaftler erkennen, wie die Haut auf giftige Bestandteile des Schaums reagiert.

Ob solche Versuche auch im Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie (LPT) am Redderweg in Neugraben durchgeführt werden, ist nicht bekannt. Wenn, dann wüssten es nur die Mitarbeiter von Laborchef Dr. Jost Leuschner und  die Hamburger Aufsichtsbehörde. Dr. Gudrun Schittek von den Grünen, selbst Ärztin, wollte mehr über die Tätigkeiten im Labor wissen, am liebsten würde sie mit ein paar Abgeordneten aus der Bezirksversammlung sich im LPT mal umsehen.

Doch daraus wird nichts. Nur Grüne, Linke und zwei Abgeordnete von den Neuen Liberalen unterstützten ihren Antrag, alle anderen hatten was dagegen – zum Entsetzen von Horst Plohnke und seinen Mitstreitern von der „Lobby pro Tier“. Die Tierfreunde stehen seit November 2013 dreimal in der Woche als Mahnwache an der Einfahrt zum Labor, haben schon einigen Presserummel verursacht und bekamen kurz vor der Wahl sogar Unterstützung von Vertretern der Hamburger Regierungspartei. Die Bürgerschaftskandidaten Brigitta Schulz und Matthias Czech stellten sich für ein Foto neben die Protestierer.

Sollte das ein Versprechen gewesen sein, hat es nicht lange gehalten. Die SPD-Abgeordnete Ronja Schmager bestätigte der „Lobby pro Tier“, dass sie „ihre Sorgen nachvollziehen“ könne, aber die Versuche seien nun einmal nach strengen Richtlinien beantragt und genehmigt worden. Wer noch Informationen brauche, könne ja die Aufsichtsbehörde anrufen. Im Übrigen müsse jeder doch selbst sehen, ob er sich zum Beispiel Schminke kaufe, die mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt worden sei.

Viel strenger mit Gudrun Schittek und ihrem Antrag gingen zuerst Dr. Hanno Hintze und später dann Brit-Meike Fischer-Pinz von der CDU ins Gericht. „Das alles ist sicherlich nicht schön“, meinte Hintze. Es sei aber rechtlich in Ordnung, Schittek dagegen könne ihre Schilderungen von Versuchen nicht einmal verifizieren. Fischer-Pinz unterstellte der Grünen gar „Populismus und Effekthascherei“, das helfe aber nicht weiter.

Für Linke-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus (Foto), die in die Bürgerschaft gewählt worden ist und vorerst zum letzten Mal in der Bezirksversammlung agierte, waren die Argumente der „Tiefpunkt“: Boeddinghaus: „Ich bin fassungslos.“ Die Bezirksversammlung müsse sich doch dem Umstand stellen, dass dort Bürger seit Monaten stehen und gegen die Tierversuche protestieren. Die könne man doch wenigstens mit einem Votum nach mehr Transparenz unterstützen. Nichts da! Die GroKo und ein paar Unterstützer wollten nicht. Ob die „Lobby pro Tier“ nun noch einmal Brigitta Schulz und Matthias Czech fragen sollten? Oder wollten die nur ein wenig Wahlhilfe? ag