Zimmermannstraße
Weggepollerte Parkplätze in der Zimmermannstraße. Foto: André Zand-Vakili

Grüner: Bewohner verdichteter Quartiere müssen sich von Parkraum verabschieden

Harburg - Eine Perle der Redekunst war der Auftritt von Michael Sander von den Grünen in der Bezirksversammlung zum Thema "Parkraumkonzept für Wilstorf" nicht. Seine Ausführungen zu Pfützen und Parkraum und deren Gemeinsamkeiten war selbst für eine Bezirksversammlung eher mäßig.

Immerhin wissen jetzt Harburger, die in nicht ganz so gut betuchten Gegenden eng beieinander wohnen, wohin die Reise geht. "Von der Gewohnheit private große Gegenstände für 23 Stunden im öffentlichen Raum abzustellen werden sich die Bewohner verdichteter Stadtquartiere verabschieden müssen", so Sander. Im Klartext: Es wird deutlich weniger Parkplätze in solchen Gegenden mehr geben.

Rainer Bliefernicht wies darauf hin, dass zwar der öffentliche Nahverkehr gut sei, um zur Arbeit zu kommen, dass es aber zahlreiche Gelegenheiten gibt, bei denen das Auto, gerade für Familien, unverzichtbar sei und es deswegen auch die Möglichkeit geben muss, es abzustellen.

Nicht jeder, so Bliefernicht in offensichtlicher Anspielung auf den grünen Umweltseanator Jens Kerstan, können es sich leisten mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, dann aber am Wochenende zu seiner Finca zu fliegen. "Das sind Dinge, die sich Menschen in solchen Quartieren in der Regel nicht erlauben können", so Bliefernicht.

Jörn Lohmann, Fraktionschef der Linken, der den Antrag auf ein Parkraumkonzept einbrachte, nachdem ihm und seinen Nachbarn in der Zimmermannstraße zahlreiche Parkplätze weggepollert wurden, wies darauf hin, dass alternative Mobilitätskonzepte in Harburg fehlen. "Die Digitalisierung der S3 ist auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben", so Lohmann. Ein Antrag auf den Einsatz von Kleinbussen in solchen Wohnquartieren in Harburg sei gerade vom Senat ebenso abgelehnt worden, wie eine zusätzliche S-Bahnstation in Bostelbek. Dienste wie Moia kommen erst gar nicht nach Harburg. Caresharingangebote hätten sich wegen fehlender Rentabilität zurückgezogen.

"Sie waren doch dort vor Ort", so Lohmann in Richtung Sander. Lohmann warf Sander vor, den Menschen nicht zugehört und ihre Nöte ignoriert zu haben. "Grüner Dogmatismus geht hier offensichtlich deutlich über die Bedürfnisse der Bevölkerung hinfort", so Lohmann.

"Das war ein starkes Stück, was sich die Grünen in der Harburger Bezirksversammlung geleistet habe", meinte Matthias Arft von der AfD nach der Sitzung. "Die Grünen wollen den Leuten das Auto vermiesen, in dem sie das Parken unmöglich machen." Das sei überheblich und arrogant.zv