Harburg droht "Ausnahmezustand" durch NPD-Kundgebung

110103Wulff1Harburg – Der Innenstadt droht zum Monatsende der Ausnahmezustand. Am 29. Januar wollen auf dem nach dem Sozialdemokraten Herbert Wehner benannten Platz vor Karstadt die Anhänger der rechtsradikalen NPD aufmarschieren.

Anmelder der Kundgebung ist Thomas Wulff, der zu den führenden Köpfen der Neonaziszene in Deutschland gezählt wird. Wulff, der in Anlehnung an den General der Waffen-SS  auch „Steiner“ genannt wird, rechnet mit bis zu 50 Anhängern, die nach Harburg kommen werden. Die Polizei rechnet mit heftigen Gegenprotesten.

Im Rahmen der anstehenden Bürgerschaftswahl will die NPD an dem Sonnabend von 11 Uhr bis 14 Uhr in Harburg auf Stimmenfang gehen. Dass der Aufmarsch der Rechtsradikalen durch ein Verbot zu verhindern ist, sehen die Sicherheitsbehörden als nicht realistisch an. Deshalb will man zumindest den Ort der Kundgebung aus dem direkten Innenstadtbereich verbannen. Intern wird der Rathausplatz als eine Option gesehen.

Egal wo die Neonazis aufmarschieren : Harburg dürfte, wie vor fünf Jahren, wieder in den Ausnahmezustand versetzt werden. „Bislang ist noch keine Gegendemonstration angemeldet worden“, so ein Polizist. „Das ist aber sicher nur eine Frage der Zeit.“ Vor fünf Jahren hatten noch mehrere hundert vor allem gewaltbereite Linke einen von Neonazis auf dem Herbert-Wehner-Platz aufgebauten „Infostand“ dem Erdboden gleich machen wollen. Die Polizei war mit fast 250 Beamten im Einsatz, um ein direkten Zusammenstoß mit den Rechtsradikalen zu verhindern. Das gelang nur bedingt. Es kam zu Auseinandersetzungen, Schlagstockeinsatz und drei Festnahmen.

Für viele Geschäfte in der Innenstadt war der Tag ein „Totalausfall“. Sie hatten gleich darauf verzichtet überhaupt zu öffnen. Für Kunden gab es an dem Tag zahlreiche Behinderungen, beispielsweise durch Absperrungen und Kontrollpunkte. Das dürfte Ende Januar ähnlich werden. Vor allem die Reizfigur Wulff  wird, nach Einschätzung von Sicherheitsexperten, für eine große Mobilisierung in der Antifa-Szene sorgen. Wulff ist bereits seit Jahrzehnten in der Neonaziszene aktiv. Er war Gründer der längst verbotenen Nationalen Listen, die 1991 in Hamburg zur Bürgerschaftswahl antrat und ein Ergebnis von 0,1 Prozent erzielte. Wulff, der mehrfach wegen Delikten wie Volksverhetzung oder Beleidigung verurteilt wurde versuchte auch verschiedene rechtsradikale Kameradschaften unter den „freien Nationalisten“ zu vereinen. Seit mehreren Jahren ist Wulff in der NPD aktiv. Mittlerweile gehört er als „Beisitzer“ zum erweiterten Parteivorstand. zv