Interview zur Bürgerschaftswahl: Britta Herrmann von den Grünen
Britta Herrmann, Bürgerschaftskandidatin der Grünen. Foto: André Zand-Vakili

Interview zur Bürgerschaftswahl: Britta Herrmann von den Grünen

Harburg - Sie ist auf dem Sprung. Britta Herrmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Harburger Rathaus

kandidiert für die Bürgerschaft. Die Chancen stehen sehr gut, dass sie nach der Wahl am 23. Februar ins Hamburger Rathaus einzieht. Es ist ihre erste Bewerbung für die Hamburger Parlament.

harburg-aktuell: Frau Herrmann, es ist ihr erster Bürgerschaftswahlkampf. Ist das eine aufregende Sache?

Britta Herrmann: "Das ist schon aufregend für mich. Das kann man wirklich so sagen. Es ist ein großer Wahlkampf, den wir hier in Harburg durchführen. Ich freu mich. Es ist spannend so aktiv dabei sein zu können und auch viel Unterstützung zu erfahren."

Nun ist Fraktionsvorsitzende der Grünen im Harburger Rathaus kein unwichtiger Job. Was bewegt sie ins Hamburger Rathaus zu wollen?

Britta Herrmann: "Ich glaube, dass ich dort die Ebene finden, auf der ich nochmal mehr bewegen kann. Ganz besonders wichtig und ein sehr großes Anliegen ist mir, dass wir in den vergangenen zehn Jahren keine Abgeordnete aus Harburg in der Bürgerschaft hatten. Ich fühle mich durchaus in der Lage das zu ändern und bin auch bereit das zu übernehmen. Ich mache jetzt sechs Jahre Bezirkspolitik und weiß, was Harburg braucht. Das habe ich bislang mit unseren Bürgerschaftsabgeordneten kommuniziert. Das wäre als Abgeordnete viel direkter."

Was braucht denn Harburg?

Britta Herrmann: "Wir brauchen eine bessere und schnellere Infrastruktur. Wir sind ein Bezirk der mit seinen Neubaugebieten wirklich stark wächst. Bei der Infrastruktur hinken wir hinterher. Da brauchen wir mehr. Aber auch im ökologischen und Klimaschutzbereich will ich noch viel mehr bewegen. Da denke ich an Sanierung und den Neubau von Gebäuden oder an Grünflächen. Ein ganz besonderes Anliegen von mir sind aber Kita-Plätze. Das Kita-Gutscheinsystem ist in großen Teilen ganz gut und hat geholfen, dass viele Kinder einen Platz bekommen. Harburg liegt aber immer noch weit in der Unterversorgung. Da kann man bezirklich gar keinen Einfluss drauf nehmen. Da sind die Schalthebel auf der Ebene der Bürgerschaft."

Wie soll das konkret bewerkstelligt werden?

Britta Herrmann: "Wir müssen das Kita-Gutscheinsystem reformieren. Es ist bislang marktregulierend orientiert. Ich möchte, dass die Behörde mehr Verantwortung übernimmt. Sie soll selber Plätze schaffen, also aktiv sein, mit Trägern viel mehr kooperieren und sie motivieren genau da Plätze zu schaffen, wo die großen Bedarfe sind. Das ist schwer mit dem jetzigen Kita-Gutscheinsystem. Die Stadt hat sich in diesem Punkt aus der Jugendhilfeplanung verabschiedet. Da möchte ich, dass sie wieder mehr das Ruder selbst in die Hand nimmt."

Verkehr ist ein großes Thema in Harburg. Was sind da ihre Pläne?

Britta Herrmann: "Wir wollen unbedingt eine zweite Schienenanbindung, also die U4 haben. Die Situation jetzt ist eine Katastrophe. Die S3 und S31 sind unzuverlässig und reichen, insbesondere vor dem Hintergrund der Neubaugebiete, nicht aus. Und natürlich wollen wir Grüne, dass die Leute ihr Auto zu Haus stehen lassen oder gar keins anschaffen und den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Dafür brauchen wir aber wirklich attraktivere Angebote."

Eine U4 ist ja nicht nur ein dickes, sondern auch langes Brett, an dem man ganz lange dran bohren wird. Die Neubaugebiete entstehen ja viel früher. Wo ist da die Lösung?

 Britta Herrmann: "Die U4 ist natürlich ein langfristiges Ziel. Sie muss aber schon heute mitgedacht werden. Wir müssen schnell das, was wir an Schienenverbindungen haben optimieren. Wir brauchen auch ganz klar mehr Platzkapazitäten und kürzere Taktungen bei den S-Bahnen gerade in den Hauptverkehrszeiten. Und wir brauchen westliche Querungen. Wir Grüne hatten ja die Idee Expressbuslinien nach Altona einzusetzen oder vielleicht sogar eine eigene Buslinien von Neugraben aus einzurichten. Da bedeutet, dass wir viel durch den Elbtunnel leiten und den Bereich Neugraben und Harburg damit entlasten."

Ein großes Thema ist die A26. Wie steht Britta Herrmann dazu?

Birtta Herrmann: "Da sagt Britta Hermman, dass wir noch mal ein Stück abwarten, wie sich die Planung mit der Köhlbrandbrücke entwickelt. Ob dort eine Brücken- oder Tunnellösung kommt und ob eine Querung reicht. Wir als Grüne wollen uns noch einmal die aktuellen Prognosen angucken und dann die Frage stellen, ob eine zweite Querung erforderlich ist oder ob es neu durchdacht werden muss."

Damit würde man ja ein wichtiges Projekt auf die noch längere Bank schieben.

Britta Herrmann: "Das stimmt. Die a26 ist extrem lange in der Planung. Das finde ich ehrlich gesagt nicht gut. Ich finde es besser Verkehrsplanungen zeitnah umzusetzen. Aber das hat in dem Fall mit Bundesmitteln, Bundesverkehrsstraßen zu tun, wo wir erstmal raus sind. So verliert ein Projekt aber manchmal den Anschluss an die aktuelle Situation und an die Prognosen. Auch haben wir mittlerweile das große Thema des Klimawandels, das hier angekommen ist. Das bedeutet auch Verkehr zu reduzieren. Auch unter diesem Aspekt wäre es einfach wichtig noch einmal zu überprüfen, ob wir die Verlängerung der A26 an der Stelle brauchen und ob es die klügste Lösung ist."

Was schlagen sie denn den Menschen als Alternative vor, um sich fortzubewegen?

Britta Herrmann: "Als Alternative zum Auto schlage ich den ÖPNV vor, den wir aber besser gestalten müssen. Ich sehe aber auch die Vielfachnutzung, also Carsharing, als Alternative. Fahrradfahren ist natürlich eine Lösung. Dafür stehen wir ja. Wir wollen die Straßen im öffentlichen Verkehrsraum so gestalten, dass es für Fahrradfahrer attraktiv ist. Es entspricht auch dem Zeitgeist mit verschiedenen Verkehrsangeboten von A nach B zu kommen. Aber auch das muss klug durchdacht werden. Dafür brauchen wir Stadtrad-Stationen, Carsharing, Busanbindungen auch in die äußersten Ecken unseres Bezirks. In Moorburg fährt der Bus bislang nur stündlich und ab 22 Uhr gar nicht mehr. Das ist eine Situation, die wir uns nicht mehr erlauben können. Wir brauchen in die Randbezirke und auch ins Umland viel bessere Verbindungen."

Wenn die Prognosen zutreffen verlieren Harburg Grüne ja nicht nur ihre Fraktionsvorsitzende Britta Hermann, sondern auch Frau Dr. Schittek, die ebenfalls eine erfahrene Bezirkspolitikerin ist. Wie verkraftet das die Faktion?

Britta Herrmann: "Wir sind gut aufgestellt und haben viele neue Leute. Wir haben Jürgen und Regina Marek dabei, die viel Wissen haben und gut aufgestellt sind. Die jüngeren Leute, die dazu gekommen sind, haben sich in erstaunlich kurzer Zeit eingearbeitet und auch Verantwortung übernommen. Die haben ein Anliegen und Lust etwas zu bewegen. Da sehe ich keine Probleme für Harburgs Grüne."