Harburgs Bezirksversammlung erlebte "Sternstunde der Demokratie"
Harburger bei der Bürgerfragestunde in der Bezirksversammlung. Foto: André Zand-Vakili

Harburgs Bezirksversammlung erlebte "Sternstunde der Demokratie"

Harburg - Dass die Bürgerfragestunde in der ersten Sitzung der Bezirksversammlung im neuen Jahr am Dienstagabend eine "Sternstunde der Demokratie"

gewesen sei, so wie es der FDP-Abgeordnete Carsten Schuster sah, mag dahingestellt sein. Andere mögen es als ernüchternes Schauspiel mit unfreiwillig komischen Einlagen wahrgenommen haben. Es war ein Aufmarsch von Betroffenen. Ein kleines Häuflein von Gegnern der Erweiterung der Buslinie 143, sie soll das Langenbeker Feld besser an den Nahverkehr anbinden, waren gekommen, um ihren Unmut kund zu tun. Dabei ging man in die Vollen. Die "Büchse der Pandora", also jenes Gefäß, aus dem all das Übel wie Krankheit und Tod über die Menscheheit gekommen sei, würde wieder geöffnet, wenn an den Häusern der Anwohner Busse vorbei fahren, klagten die Betroffenen ganz unbescheiden. Und auch das oft Winston Churchill zugeschriebene Zitat "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast", wurde bemüht, um eine Befragung zu der Erweiterung, durchgeführt von der Hochbahn, zu diskerdeitieren oder sogar deren Existenz in Abrede zu stellen.

Die steilen Thesen der Gegner dieser Art von Ausbau des Nahverkehrs, stießen auf geteiltes Echo. CDU und Neue Liberale können sich mit dem Anliegen der Gegner der Streckenverlängerung anfreunden, während Grüne, SPD und Linke eher das Allgemeinwohl, als den Erhalt des heimeligen Wohlbefindens einiger Anlieger im Sinn haben.

Was folgte, war ein in weiten Strecken denkwürdiger verbaler Schlagabtausch. Rainer Bliefernicht (CDU) gibt sich ganz als Mann von gestern und pocht auf eine 35 bis 40 Jahre dauernde Beständigkeit von Bebauungsplänen. Und das in einer Zeit, in der sich die Welt rasant ändert, immer mehr Menschen den immer gleichen Platz brauchen und eine Verdichtung der Stadt mit immer neuen Wohnungen angesagt ist. Torsten Fuß "beeindruckte" mit einer etwas aufgeregt, empört wirkenden Rede, der nur schwer zu folgen war, weil sie die Unterstreichung persönlicher Kompetenz, Polizeieinsätze in Hanhoopsfeld oder das Engagement junger Damen mit Migrationshintergrund bunt vermischte. Isabel Wiest von den Neuen Liberalen spielte auf ihrem Klavier düstere Zukunftsmusik und sieht die Buslinie in Verbindung mit dem autonomen Fahren als ein Übel, bei dem Massen von selbstfahrenden Autos die Busstrecke computergesteuert missbrauchen würden.

Da war ein Baudezernent Jörg Penner ein wohltuender Zwischenpunkt in den Redebeiträgen, da er nüchtern, in sachlichem Ton Fehleinschätzungen und Missdeutungen klären konnte.

Weit weniger Zeit nahm da die zweite Gruppe der Betroffenen in Anspruch, die mit einem Transparent ausgestattet im großen Sitzungssaal erschienen war. Im Gegensatz zu den Busliniengegner wollten sie was. Räume für Kunst. Sie konnte auf die Sitzung des Fachausschusses vertröstet werden.

Damit war die "Sternstunde der Demokratie" beendet. Bei den anderen 35 Punkten der Tagesordnung blieben die Mitglieder der Bezirksversammlung weitgehend unter sich. zv