Wohnungsbau: Jetzt will die Behörde das EKZ-Marmstorf wegreißen
Das EKZ-Marmstorf. Foto: André Zand-Vakili

Wohnungsbau: Jetzt will die Behörde das EKZ-Marmstorf wegreißen

Marmstorf - Wenn es nach der Verwaltung geht, ist das EKZ-Marmstorf am Ernst-Bergeest-Weg möglichst bald Geschichte. Es soll weggerissen werden, damit dann dort Wohnungen gebaut werden.

Im Erdgeschoss der Häuser soll es nach der Fertigstellung wieder Einzelhandel geben. Das ist einer von mehreren Vorschlägen, die im Stadtplanungsausschuss gemacht wurden, um den Wohnungsbau im Bezirk Harburg zu fördern. Die gleiche Idee hat man für das kleine Einkaufszentrum an der Wilstorfer Straße.

Die Sache hat einen Haken. Es gibt keine Zustimmung. Weder von der Politik, noch von den Eigentümern des Einkaufszentrums, dass mehr als ein halbes Jahrhundert Marmstorf prägt. "Ein Luftschloss", sagt Rainer Bliefernicht von der CDU in Marmstorf zu dem Plan. Was ihn ärgert. Die Ideen fließen in das Wohnungsbauprgramm ein. Das sieht vor, dass im Bezirk Harburg jährlich 800 Wohnungen entstehen. Bislang klappt das gut. Harburg hat vor allem im Bereich Neugraben-Fischbek für Hamburger Verhältnisse riesige Flächen, die bereits bebaut werden oder dafür vorgesehen sind. Doch diese Flächen sind endlich. "Was jetzt vorgeschlagen wird, ist unseriös, weil weder mit der Politik noch mit Eigentümern und Betroffenen gesprochen wurde", so Bliefernicht. "Das macht das Heft, in dem die mögliche Wohnungsbauprojekte skizziert sind, nicht zu einem Programmheft, sondern zu einem Wunschbuch."

Völlig ungeklärt sind auch die Auswirkungen eines Abrisses des EKZ auf Marmstorf. Das Einkaufszentrum ist die soziale Mitte eines noch weitgehend intakten Stadtteils, in dem kleine, inhabergeführte Geschäfte ihren Sitz haben. Der Abriss würde bedeuten, dass sie für längere Zeit weg sind. Ob die gleichen Geschäfte wieder einziehen können und wollen, ist ebenso unklar, wie die Frage der Parkplätze, die die Kundschaft bräuchte.

Wiebke Krüger von Bäcker Becker, das die Hauptfiliale im EKZ-Marmstrorf hat, ist von den Plänen der Verwaltung völlig überrascht. Sie führt in zweiter Generation das 1959 gegründete Unternehmen. "Wir haben hier unsere Produktion. Verlieren wir den Standort, müssen wir wohl auf die grüne Wiese gehen. Das wollte ich nie", sagt sie. Für Marmstorf wäre nach ihrer Ansicht der Abriss des EKZ fatal. "Es ist wichtig für das Bild des Stadtteils. Es ist so etwas wie der dörfliche Marktplatz. Verlieren wir ihn, werden die Marmstorfer woanders einkaufen müssen", sagt sie. Vermtlich werde das dann eher Hittfeld oder Nenndorf sein, als Harburg.

Aber so weit ist es noch nicht. Wiebke Krüger sieht ganz praktische Hindernisse für eine schnelle Umsetzung der Pläne. "Alle, die hier ihre Länden haben", sagt sie, "haben noch sehr lange Mietverträge." zv