Kommentar: Auf die Eignung kommt es an - besonders in Harburg

Kommentar - „Sie haben das falsche Parteibuch“. Diesen Satz soll sich einer der drei Bewerber, zwei Frauen und ein Mann, in der Fragestunde

der Fraktionen mit den Kandidaten für den Bezirksamtsleiterposten angehört haben müssen. Und das, so war zu hören, ausgerechnet von einer Abgeordneten einer Partei, die sonst immer ganz wild darauf ist, dass niemand wegen seiner Herkunft, Religion, Geschlecht oder politischen Ansichten diskriminiert wird.

Doch das ist nur ein Treppenwitz. Tatsächlich entlarvt dieser Satz genau, wie es läuft. Nicht der Beste der Bewerber, sondern der genehmste Bewerber hat reelle Chancen. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass auch jemand dabei ist, den die Finanzbehörde, die für die Bezirksangelegenheiten zuständig ist und die formalen Voraussetzungen der Bewerber prüfte, gar nicht zur entscheidenden Runde des Auswahlverfahrens einladen wollte. Aber ein Parteifreund soll sich stark gemacht haben.

Ehrlich. Harburg hat das nicht verdient. Die Stadt, die formal keine Stadt mehr ist, weil die Nazis sie in Hamburg eingemeindet hat, braucht jemand an der Spitze der Verwaltung, der auch Spitze ist. Als ein Bezirk, der die strukturellen, kulturellen, historischen, gesellschaftlichen und geografischen Voraussetzungen einer Stadt erfüllt, aber finanziell und in vielen anderen Fragen vom Wohlwollen des Senates abhängt, braucht man einen kreativen, durchsetzungsstarken Bezirksamtsleiter - jemanden, der der Mann oder die Frau Harburgs in Hamburg ist und nicht umgekehrt. Auch wenn der Bezirksamtsleiter in der Realität nicht "Harburgs Bürgermeister", sondern ein Verwaltungschef ist.

Was anderes hat Harburg nicht nur verdient. Es ist auch wichtig für die zukünftige Entwicklung der Stadt an der Stadt. Und das müssen sich auch die Mitglieder der Fraktionen bewusst machen, wenn sie in den kommenden Tagen ihre Wahl festlegen. Sonst sind sie keine Volksvertreter sondern meist nur Splittergruppen-Lobbyisten.

André Zand-Vakili