Brandschutzmängel: Lotto-King-Karl darf nicht im Rieckhof singen

100908HansenHarburg - Es ist das Event im Rieckhof. Der Auftritt von Kult-Sänger Lotto-King-Karl. Jetzt musste Rieckhof-Chef Jörn Hansen die beiden Konzerte absagen. Der Grund: Die immer noch vorhandenen Sicherheitsmängel.

Hansen bangt jetzt um die Existenz von Harburgs Veranstaltungscenter. Die Absage kostet den Rieckhof nicht nur Image, sondern auch viel Geld. Wie es dazu kam, klingt nach dem totalen Behördenversagen. 1984 wurde der Rieckhof gebaut. Bauherr und Vermieter ist die Stadt, Hansen ist Mieter. Ein Vierteljahrhundert gab es Partys, Konzerte, große Events.
Im Januar 2009 kam ein Experte der Hamburger Feuerwehr zur üblichen Brandschutzbesichtigung. Sein Urteil: Vernichtend. "Hier entspricht ja nichts den Bestimmungen, war sein Kommentar", so Hansen. Die Stadt schickte Gutachter, in deren rund 150 Seiten starken Gutachten reihen sich Mangel an Mangel. Der Hammer: Die Mängel bestehen seit Eröffnung, so verlaufen Kabel ohne Brandschutzeinrichtung durch die Wände. Sie wirken im Ernstfall wie Zündschnüre. Die Decke ist aus Holz, was verboten ist. "Das bedeutet, dass in diesem Saal über 5000 Veranstaltungen stattfanden, ohne das sicherheitsrelevante Bestimmungen eingehalten wurden", sagt Hansen. Dazu kommen Mängel, weil nie etwas investiert wurde. "Wir haben hier Wärmeauszugsklappen auf dem Dach. Im Falle eines Feuers müssen die geöffnet werden", so Hansen. Doch diese Klappen funktionieren nicht mehr richtig.

Kassiert hat die Stadt für die "Feuerfalle". 7,5 Millionen Euro Miete seit Fertigstellung. 286.000 Euro Jahr für Jahr. Das Veranstaltungszentrum "Fabrik" in Altona zahlt die Hälfte. Etwa ein halbes Jahr, so Fachleute, muss der Rieckhof geschlossen werden, um die Mängel zu beseitigen. Das zeigt das Ausmaß der Baumängel. Wer den Murcks verursacht hat, bleibt im Dunkeln. Jetzt ist angeblich sogar die Bauakte verschlampt worden. Ein echter Glücksfall für die Verantwortlichen.Überhaupt ist die Stadt fein raus, Mietkürzungen sind nicht möglich. Der Rieckhof bekommt jährlich über 600.000 Euro Zuwendungen. Die Miete zieht die Stadt gleich ab.

Was Hansen zusätzlich sauer macht: Man will ihm die Schuld in die Schuhe schieben. "Ich bin aber lediglich der Mieter. Die Stadt war Bauherr und ist Besitzer", sagt er. Diese kommt nicht in die Gänge. Zwar stellte die Bezirksversammlung 320.000 Euro für die ersten Renovierungsschritte zur Verfügung. Loslegen kann man dennoch noch lange nicht. Die Baumaßnahmen müssen offiziell ausgeschrieben werden. Dafür sind weitere Gutachten nötig, welche fehlen.

Der Rieckhof ist so von einem Veranstaltungszentrum zu einer Kleinkunstbühne verkommen. Zur Zeit dürfen wegen der vielen Mängel maximal 200 Gäste reingelassen werden. "Das schmerzt natürlich unglaublich, aber was sollen wir machen", so  Hansen. "Ich habe hier alle Höhen und Tiefen mitgemacht und nun das". Mittlerweile bekommt er schon Anrufe und wird gefragt, ob es den Rieckhof überhaupt noch gibt. Die Folgen für das Geschäft sind noch nicht absehbar, es geht um die Existenz des Kulturzentrums. (pw)