Wie bei den Großen in Berlin: Bei der SPD in Süderelbe fliegen die Fetzen
Der neue Vorstand der SPD Neugraben-Fischbek (von links): Frank Beranek, Katharina Gajewski. Henning Reh, Heinz Beeken, Meik Brand, Holger Böhm, Eftichia Olowson-Saviolaki und Pinar Esir. Foto: SPD

Wie bei den Großen in Berlin: Bei der SPD in Süderelbe fliegen die Fetzen

Neugraben/Hausbruch – Die SPD Harburg schien im Schoße der GroKo ein wenig müde geworden zu sein, doch jetzt ist sie plötzlich

wieder hellwach. Kein Wunder, denn nach den Sommerferien werden die Kandidaten für die kommende Wahl zur Bezirksversammlung Ende Mai 2019 aufgestellt und dafür müssen zurzeit bei den Vorstandswahlen der einzelnen SPD-Distrikte Mehrheiten gesichert werden.

Spätestens aber seit der Vorstandswahl im kleinen Distrikt Hausbruch wurden wieder Erinnerungen an den Aufmarsch der sogenannten Fuß-Truppen vor gut vier Jahren wach, die – verstärkt durch zahlreiche kurzfristig eingetretene neue Parteimitglieder – die Mehrheitsverhältnisse auf den Kopf stellen wollten, was ihnen zum Teil auch gelang. Ihr damaliger Drahtzieher, der Bezirksabgeordnete Torsten Fuß, soll auch in Hausbruch die Hände im Spiel gehabt haben, als plötzlich mehr als 20 bislang kaum oder nach dem Eintritt nie gesehene Mitglieder auftauchten und die Bezirksabgeordnete Beate Pohlmann, die bis zum Vorabend der Wahl einzige Kandidatin für den Distriktsvorsitz war, ins Aus schickten. An ihrer Stelle hievten sie Soheil Wanjani ins Amt, der erst 2016 Genosse in Hausbruch geworden war, als dessen Stellvertreter wurde Dilan Tas gekürt.

In einer Presseerklärung berief sich der neue Vorstand auf den „vom SPD-Bundesvorstand ausgerufenen Erneuerungsprozess“. Ihr erklärtes Ziel: die Bürgerbeteiligung zu erhöhen und die Bürger wieder für Politik zu begeistern. Gerade bei der Erneuerung liegt noch viel Arbeit vor Wanjani und seinen Mitstreitern – auf der Homepage der SPD Hausbruch wird noch Manfred Schulz als Distriktsvorsitzender präsentiert. Der hatte sich aber schon vor einem Jahr nach einem Schlaganfall aus der aktiven Politik zurückgezogen.

Nach dem Machtwechsel in Hausbruch läuteten im Distrikt Neugraben-Fischbek die Alarmglocken. Wenn nun auch der mitgliederstärkste Distrikt im Bezirk Harburg kippen sollte, könnte das erhebliche Auswirkungen auf das Machtgefüge im gesamten SPD-Kreis Harburg haben. Doch offenbar reichte der Hausbruch-Schock, um auch den letzten Altgenossen zu mobilisieren. Teilnehmer der Distriktwahl meldeten zwar eine „Gruppe, die auffällig oft gemeinsam abstimmte“. Offenbar war sie aber nicht groß genug, um den ganzen Distrikt umzupflügen.

Dennoch gab es einen Wechsel. Der bisherige Distriktsvorsitzende Arend Wiese scheiterte bei dem Versuch, sich im Amt bestätigen zu lassen. Er verlor deutlich gegen Meik Brand. Stellvertreter wurde der Bezirksabgeordnete Holger Böhm. Auch das weitere Personaltableau lässt darauf schließen, dass es in diesem Distrikt keinen Putsch von Neumitgliedern gegeben hat. Vielmehr haben bewährte Kräfte die Aufgaben und die Macht neu verteilt . Und sie haben Arend Wiese endgültig fallen gelassen.

Zur Erinnerung: Nach der Bezirkswahl von 2014 hatte Arend Wiese sich von den Fuß-Truppen überreden lassen, gegen den langjährigen Fraktionschef Jürgen Heimath aufzumucken und zu versuchen, ihn aus dem Amt zu drängen. Dieser Versuch ist gescheitert, danach überwarfen sich Torsten Fuß und Arend Wiese. Und Wieses Abstieg begann. Er flog aus dem Fraktionsvorstand, er rückte nicht ins Präsidium der Bezirksversammlung und nun ist er auch noch den Distriktsvorsitz los. Nur der Vorsitz des Arbeiterwohlfahrt-Verbands Harburg ist ihm geblieben – weniger Macht, dafür mehr Arbeit. ag