Metin Hakverdi: Ein klarer Sieger unter den Verlierern
Metin Hakverdi setzte sich im Wahlkreis 23 durch. Foto: Andre Zand-Vakili

Metin Hakverdi: Ein klarer Sieger unter den Verlierern

Harburg – Nun ist er die Lichtgestalt der Harburger SPD: Metin Hakverdi hat nach seiner glanzvollen Premiere als Nachfolger von Langzeit-Kandidat

Hans Ulrich Klose vor vier Jahren den Wahlkreis 23 (Bergedorf/Harburg) verteidigt. Darüber hinaus er hat mit 34,8 Prozent auch erneut das beste Ergebnis aller Hamburger Direktkandidaten erzielt. Das Ergebnis leuchtet besonders hell, weil die SPD im Bezirk Harburg im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 bei den Zweitstimmen gleichzeitig einen Verlust von 8,7 Prozent eingefahren hat. Und damit ist die CDU plötzlich die stärkste Partei im Bezirk – aber nur weil ihr Verlust mit 6,5 Prozent ein wenig milder ausfiel. Auffällig: Ausgerechnet in Neugraben-Fischbek, dem Homeland von Kreischef Ralf-Dieter Fischer, brachen der CDU satte 11,2 Prozent der Zweitstimmen weg – bei gleichzeitigen Gewinnen der AfD von 10,9 Prozent.

Wie auch immer: Hakverdi hatte Grund zum Jubeln und das tat er denn auch: „Ich danke den vielen, die unterstützt und geholfen haben. Ihr habt wieder einmal Maßstäbe im modernen Wahlkampf gesetzt. Das Ergebnis spricht für sich und Euch! Danke!“ Besonders dankte er seinem Kampagnen-Leiter, dem ehemaligen Bezirksabgeordneten Muammer Kazanci. „Er hat den effektivsten Wahlkampf organisiert“, sagt Hakverdi.

Ob das auch Herlind Gundelach sagen kann? Der CDU-Kandidatin waren durchaus Chancen eingeräumt worden. Wahlforscher hatten im Wahlkreis 23 zwar einen Sieg von Hakverdi als „wahrscheinlich“ prognostiziert, aber nicht als „sicher“. Zudem hatte Gundelach nach dem Männerdurchmarsch bei der Aufstellung der Landesliste ein Alleinstellungsmerkmal gefunden und dies auch plakatiert: „Die einzige Hamburger CDU-Frau im Bundestag.“ Trotzdem fiel sie mit 28,1 Prozent der Erststimmen durch.

Hat es sich gerächt, dass CDU-Kreischef Fischer sich geweigert hatte, Herlind Gundelach im Wahlkampf zu unterstützen und „dafür keinen Cent ausgeben“ wollte? Auffallend: In Rönneburg bekam die CDU bei den Zweitstimmen zum Beispiel 29,9 Prozent – knapp sechs Prozent mehr als die SPD. Trotzdem gewann Hakverdi Rönneburg mit 34,4 zu 28,4 Prozent der Erststimmen. Noch wird die Kritik nicht offen geäußert, aber der Harburger CDU-Kreisvorstand muss sich fragen lassen, ob er da eine gute Chance verpasst hat, zum erstenmal in diesem Wahlkreis das Direktmandat zu holen. Er wäre eine Sensation. Dass die Harburger CDU-Granden verhindern wollten, dass mit einem Sieg von Frau Gundelach einer von den gesetzten Kerlen auf der Landesliste Berlin sausen lassen muss, ist wohl reine Spekulation.

Dennoch war schon gestern Abend das Rumoren bei der CDU nicht zu überhören. Ungewöhnlich lange saß man bei der Wahlparty im „Landhaus Jägerhof“ zusammen. An Fischers Stuhl zu sägen traute sich niemand, dafür kühlte Tomas Spahn, einer der neuen Rechtsausleger der Harburger CDU, bei Facebook sein Mütchen. Dort postete er: Kubicki fordert Merkels Rücktritt. Gut so. Wer seiner Partei das schlechteste Ergebnis seit ihrer Gründung beschert, muss die einzig richtige Konsequenz ziehen und den Weg frei machen für neue Politik.“ ag