Harburg - Das zweite Wochenende im Januar hatten sich gleich mehrere Harburger Institutionen ausgesucht, um zeitgleich ihren Neujahrsempfang zu veranstalten:
Der HTB, der Ortsverband der CDU Harburg Mitte, die Harburger Grünen, die Harburger Schützengilde und die Heimfelder Kirchengemeinden St. Paulus und St. Petrus luden ihre Gäste ein.

Ex-Bundestagsabgeordnete Herlind Gundlach, der die männlichen Vorturner der Hamburger CDU keinen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste der Partei gegönnt hatten, die aber immer noch Einfluss hat und Respekt genießt, hatte den Besuch Grubes eingefädelt und der hatte auch gleich noch den Ehrenvorsitzenden der Hamburger CDU, Dirk Fischer, nach Hausbruch mitgebracht. Glanz verliehen Peter-Jürgen Maack und seine Tochter Nicole. Erstaunlich, dass sich von den anderen CDU-Ortsverbänden südlich der Elbe kein Einziger sehen ließ, immerhin ist Harburg-Mitte mit über 280 Mitglieder der stärkste Ortsverband im Hamburger Süden und der viertstärkste in Hamburg.
Rüdiger Grube ging gleich in die Vollen, konstatierte eine große Vertrauenskrise gegenüber den Wirtschaftsbossen und nannte mit Martin Winterkorn und Josef Ackermann gleich ein paar dafür Verantwortliche. Sie hätten „frech und dreist“ die Unwahrheit gesagt. Man müsse aber der Versuchung widerstehen, wegen „ein paar Schmutzfinken“ alle Wirtschaftsführer unter Generalverdacht stellen.
Grubes Karriere vom Lehrling bei Blohm + Voss zu einem der erfolgreichsten deutschen Wirtschaftslenker ist beeindruckend, dabei scheint das alles doch ganz einfach gewesen zu sein – wenn man in der Lage ist, Grubes Leitfaden für Unternehmer umzusetzen. Drei Stichworte seien dafür entscheidend: „Mission, Mut und Moral“. Wenn also jemand für eine Idee leidenschaftlich brenne, Innovation und Veränderung nicht als Belastung empfinde und dabei auch noch konsequent Haltung zeige und authentisch bleibe, sei Erfolg machbar. Kaum hatte Grube seine Rede beendet, wurde klar, wofür die anderen gut 150 Gäste des Jahresempfangs mit Leidenschaft brannten – für das reichhaltige Mittagsbüffet.

Ein wenig bescheidener ging es beim Jahresempfang der Harburger Grünen im Lokal Zur Außenmühle zu. Es gab vegetarische Häppchen, Kaffee und grüne Waldmeisterbrause, dazu ein paar wohltuend kurze Reden. Vorstandssprecher Andreas Finkler versuchte sich mit einer Definition des Begriffs Heimat, berichtete von einer Fahrradtour über den zweiten Grünen Ring, bei der er „das Summen und Brummen“ der Insekten vermisst hatte und kam schließlich zu der Feststellung, dass Harburg trotz allem ein kleines Paradies sei. Ganz pragmatisch ergänzte ihn Fraktionsvize Jürgen Marek, der die erkrankte Fraktionschefin Britta Herrmann vertrat, als er einen Strategiewandel der Bezirksfraktion ankündigte. Man wolle künftig weniger reaktiv agieren, sondern konstruktiv Politik machen und dabei eigene Themen setzen.
Manuel Sarrazin, inzwischen der einzige Bundestagsabgeordnete aus Harburg, wagte schließlich eine „mutige“ Prognose: „Ich bin zuversichtlich, dass wir vielleicht 2018 eine neue Bundesregierung haben.“ Im Übrigen habe es ihn nicht überrascht, dass die SPD bei den Sondierungen „das mit dem Klima“ und „das mit der sozialen Gerechtigkeit“ nicht hinbekommen habe. Sarrazin: „Gut, dass sie wenigstens in der Europapolitik die Kurve gekriegt hat.“ Und doch: Auch wenn der Kurs der SPD nicht immer klar gewesen sei, habe sie versucht, Schaden für das Land abzuwenden. Anderen sei das Wohl der Partei wichtiger gewesen. Sarrazin: „Jedes einzelne SPD-Mitglied hat mehr Anständigkeit als FDP-Chef Lindner.“ Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD in Harburg und Gast beim Empfang der Grünen, schluckte diese Rede höflich.



"Diese Veranstaltung ist etwas ganz besonderes, denn an diesem Tag laden wir keine Gäste ein, sondern bleiben ganz gemütlich unter uns", sagte Arik Petrich, der Vorsitzende der Knopfsergeanten-Vereinigung, der die rund 100 Schützen im Gildehaus begrüßte. ag/cb/zv