77-jähriger Opfer von Trickbetrügern: Polizei warnt vor Schockanrufen

Buchholz - Seit Jahren sind die Warnungen vor Betrügern, die es mit sogenannten Schockanrufen oder als falsche Polizeibeamte auf das Geld von vornehmlich älteren Opfern abgesehen haben, in den Medien präsent. Dennoch gelingt es den zumeist aus Callcentern im Ausland agierenden Tätern in Einzelfällen immer wieder, die Opfer am Telefon so geschickt zu beeinflussen, dass sie ihr Vorhaben erfolgreich umsetzen können. So wurde am Montag ein 77-jähriger Buchholzer Opfer von Trickbetrügern.

Gegen Mittag wurde der Mann angerufen. Am Telefon schilderte ihm eine angebliche Oberkommissarin, dass seine Tochter bei einem Verkehrsunfall eine schwangere Radfahrerin tödlich verletzt hätte und die Tochter nun in das Herkunftsland der Radfahrerin ausgeliefert werden solle. Nur eine Kaution könne die Inhaftierung verhindern. In dem mehrstündigen Telefonat konnte die Täterin diese absurde Geschichte so plausibel machen, dass der Mann schließlich mehrere Goldmünzen im Wert von rund 25.000 Euro als Kautionsleistung anbot.

Schon Minuten später kam ein Kurier vorbei, der die verpackten Münzen abholte und unerkannt verschwand. Erst später, Im Gespräch mit Angehörigen, wurde dem Geschädigten klar, dass er auf einen Betrug reingefallen war.

Ein weiterer Fall: In Moisburg versuchten Betrüger mit einer fast identischen Geschichte an das Geld einer 74-jährigen Frau zu kommen. Auch hier sollte Bargeld in Höhe von 40.000 Euro als Kaution für die Tochter dienen. Als die Frau in einer Bank erschien, um das Geld abzuheben, wurde eine Mitarbeiterin der Bank misstrauisch. Sie alarmierte die Polizei. So konnte die Abhebung und Übergabe des Geldes gerade noch verhindert werden.

Viele Geldinstitute im Landkreis beteiligen sich seit September letzten Jahres an Präventionsmaßnahme, bei denen ungewöhnlich hohe Geldabhebungen in einem speziellen Umschlag übergeben werden. Darauf sind sechs Fragen abgedruckt, mit denen die Kunden letztmöglich für einen Betrug sensibilisiert werden sollen. Doch auch für eine Übergabe von Schmuck oder Wertgegenständen an einen Kurier können diese Fragen die Betroffenen vor dem Betrug bewahren:

- Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie angerufen worden sind?

- Hat ihnen der Anrufer verboten, über den wahren Zweck der Abholung zu sprechen?

- Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben?

- Sollen Sie das Geld noch heute übergeben?

- Hat sich der Anrufer als Familienangehöriger, Polizist, Richter, Arzt etc. ausgegeben?

- Sollen Sie Geld überweisen oder eine Geldwertkarte kaufen?

Können nur zwei dieser Fragen mit "ja" beantwortet werden, sollten die Betroffenen von einem Betrug ausgehen und sofort die Polizei über den Notruf 110 kontaktieren.

Aber auch innerhalb der Familie sollte dieses Thema, gerade mit möglichweise alleinlebenden, älteren Angehörigen besprochen werden. Ein Codewort oder eine verabredete Nachfrage können helfen, den Betrug am Telefon schneller zu erkennen.

Weitere Tipps gibt es hier mit einem Klick oder beim Beauftragten für Kriminalprävention der Polizeiinspektion Harburg, Kriminalhauptkommissar Carsten Bünger, Telefon 04181 285-108. (cb)