Anwohner-Nörgelei: Harburgs Politik killt erfolgreiches Festival

110730KKTF6Marmstorf – Das kleine, aber erfolgreiche Festival „Keine Knete – trotzdem Fete“ (Foto) steht vor dem Aus. Der Grund sind Auflagen der Politik und Verwaltung, die nur einen Tag mit lauterer Musik dort zulassen wollen. Das Festival

ist laut Initiatoren, die ihre Einnahmen aus Getränkeverkäufen generieren, so nicht finanzierbar.
Die vergangenen acht Jahre hatte sich das Festival positiv entwickelt – mit zwei Tagen Musikprogramm. Damit ist Schluss, weil sich Anwohner, laut Behörde vor allem aus dem Hölscherweg, beschwert hatten. „Das Beschwerdeaufkommen hat im vergangenen Jahr noch einmal stark zugenommen“, sagt Petra Schulz, Sprecherin des Bezirksamtes. Die hatten auch die Harburger Politik in der von der SPD dominierten Bezirksversammlung für sich eingespannt. Das es jetzt nur noch einen Tag mit lauterer Musik geben darf, ist laut Behörde das Ergebnis eines mit der „Politik abgestimmten Prozesses“. Für andere Feste in Harburg gilt bislang die nur „Ein-Tag-Musik-Genehmigung“ nicht. Diese Auflage kommt ausschließlich für die Stadtparkbühne zum tragen. Dabei hat die Behörde ihren „Ermessensspielraum“ eingesetzt. Das bedeutet auch, dass man sehr wohl zwei Tage Musik hätte genehmigen können. Denn für die Stadtparkbühne gelten bereits seit Jahren Regelungen, die Belange der Anwohner berücksichtigen. Lediglich eine Veranstaltung pro Monat wird auf der Stadtparkbühne genehmigt. Zwei Veranstaltungen auf zwei aufeinander folgenden Wochenenden sind nicht möglich.
Laut Initiatoren verbietet die Behörde „überraschend einen Tag Programm, Poetry Slam und Kinderfest“. Das bestreitet Behördensprecherin Schulz: „Die Veranstaltung kann an zwei Tagen stattfinden. Es ist aber nur an einem Tag verstärkte Musik genehmigt.“ Diese Vorgaben seien auch frühzeitig kommuniziert worden.
"Seit acht Jahren findet das kostenlose, unkommerzielle, kulturell vielfältige und familienfreundliche Fest mit Kunst, Poetry Slam und Livemusik aus den Bereichen Rock, Hip Hop, Soul, Pop und Singer-/Songwritern an der Freilichtbühne statt", sagt Mitinitiator Julius Detlefsen. "Seit vier Jahren erstreckt sich das Festival über zwei Tage. Nennenswerte Probleme mit der Anmeldung bei den zuständigen Behörden gab es bisher nie." "Einen Tag mit und einen Tag ohne Verstärker wäre ein ordentlicher Kompromiss gewesen und wäre auch genehmigt worden. Das wussten die Veranstalter und das hätte auch den Vereinbarungen mit der Kommunalpolitik und den Zusagen gegenüber den Anwohnern entsprochen", sagt dazu Bezirksamtsleiter Thomas Völsch.

Seit Januar steckten laut Initiatoren etwa 20 Einzelpersonen in den Planungen für das aufwendige Fest. Am Wochenende selbst würden rund 60 weitere Helfer dazukommen. Es ist mit bis zu1000 Besuchern zu rechnen, 17 Bands wurden fest gebucht und beworben. Das Aus des Festivals würde einen herben finanziellen Schaden mit sich bringen. Die Veranstalter sitzen jetzt im selben Boot mit Heiko Hornbacher, den ebenfalls Vorgaben der Verwaltung und der Politik dazu zwangen das Konzept für das Außenmühlenfest zu verändern und die Veranstaltung zu verkleinern. Auch dort hatten Auflagen und Verbote dazu geführt, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben war. Das droht dem Festival auch. Bis Freitag will man laut Detlefsen noch rechtliche Möglichkeiten ausloten, um gegen die Auflage vorzugehen. Ein Anwalt ist laut Detlefsen eingeschaltet. Ein Festival mit einem auf einen Tag verkürztes Kernprogramm wird es nicht geben. Dann wird aus der bislang tollen Veranstaltung „Keine Knete – Keine Fete“.

Für Anwohner des Kanalplatzes oder des Rathausplatzes, die nicht Freunde der dortigen Veranstaltungen wie Herbst- oder Binnenhafenfest sind, ist die Entscheidung der Behörde in Sachen Stadtpark eine Aufforderung aktiv zu werden, um ebenfalls nicht bis zu drei Tage hintereinander beschallt zu werden. zv