Orte jüdischen Lebens: Neue Ausstellung zeigt Fragmente der Harburger Tora
Klaus Barnick (Geschichtswerkstatt Harburg und Initiative Gedenken in Harburg) und Jens Brauer, Leiter der Abteilung Stadtgeschichte zeigen Fragmente der Harburger Thora, die in der Pogromnacht beschädigt wurde und zunächst verschwand. Foto: Christian Bittcher

Orte jüdischen Lebens: Neue Ausstellung zeigt Fragmente der Harburger Tora

Harburg - Das Stadtmuseum Harburg zeigt ab Donnerstag, 22. Juli, die neue Sonderausstellung „Orte jüdischen Lebens in Harburg“. Die Ausstellung macht sich bis zum 17. Oktober auf die Suche nach Orten, Personen und Ereignissen aus der langen jüdischen Geschichte Harburgs und spürt der jüdischen Kultur nach, die in Harburg 1610 mit einem Schutzbrief für Juden begann. Sie ist Teil des bundesweiten Themenjahres „2021 – Jüdisches Leben in Deutschland (# 2 0 2 1 J L I D)“.

Die Ausstellung „Orte Jüdischen Lebens in Harburg“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtmuseums Harburg, der Geschichtswerkstatt Harburg und der Initiative Gedenken in Harburg. Sie präsentiert zum Beispiel erstmals Fragmente der Harburger Tora, die in der Pogromnacht beschädigt wurde und zunächst verschwand. Gleichzeitig zeigt sie aber auch auf, was Juden in den gemeinsamen Jahren zur Gesellschaft beigetragen haben. Die Ausstellung am Museumsplatz 2 will jüdisches Leben in Harburg sichtbar machen und gleichzeitig bewusst machen, wie schnell aus Antisemitismus und Rassismus Ausgrenzung und Gewalt werden kann.

{image}Seit 1700 Jahren leben Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Für Deutschland und die jüdische Gemeinschaft ist 2021 daher ein Festjahr, an dem Vertreter aus vielen Institutionen mitwirken und das Jubiläum ein Jahr lang bundesweit mit zahlreichen Veranstaltungen würdigen. Auf diese Weise wird zudem ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Das Stadtmuseum Harburg trägt mit seiner neuen Sonderausstellung „Orte jüdischen Lebens in Harburg“ dazu bei, die lange und reichhaltige Tradition jüdischer Kultur in Harburg zu vergegenwärtigen. In dieser Schau sollen die Besucher die Möglichkeit haben, jüdischer Geschichte zu begegnen und das Leben jüdischer Menschen in Harburg näher kennenzulernen.

Der römische Kaiser Konstantin erließ vor 1700 Jahren ein Edikt, wonach Juden in Köln in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung berufen werden konnten. Dieses Dekret aus dem Jahr 321 gilt als der älteste Beleg für die Existenz jüdischer Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Auch in Harburg kann die gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte auf eine lange Tradition zurückblicken: Erstmals wird sie in historischen Quellen schon im Jahr 1610 greifbar. Seitdem haben die Jüdinnen und Juden eine bewegte Geschichte erlebt, denn das christlich-jüdische Zusammenleben in Harburg war nie ganz spannungsfrei.

{image}Die kleine jüdische Gemeinde in Harburg zählte im frühen 20. Jahrhundert noch 335 Mitglieder, bis sie 1938 nach dem Novemberpogrom der Nationalsozialisten ganz verschwand und heute fast in Vergessenheit geraten ist. Doch etliche Orte in Harburg erinnern an sie, wie zum Beispiel der Ende des 17. Jahrhunderts gegründet Jüdische Friedhof. Der religiöse Mittelpunkt der Gemeinde lag seit 1863 mit der Synagoge in der Eißendorfer Straße. An den ehemaligen Standort der Harburger Synagoge erinnert heute noch ein Nachbau des Eingangsportals. Ein besonderer Ort, denn hier entlädt sich im November 1938 die antisemitische Hetze. Verbände der SA plündern und verwüsten die Synagoge, zerschlagen die Fenster, jüdische Kultgegenstände werden auf den Harburger Marktplatz „Sand“ geschleppt und dort verbrannt.

Im Rahmen einer Kuratoren-Führung haben die Teilnehmer die Möglichkeit, jüdischer Geschichte zu begegnen und das Leben jüdischer Menschen in Harburg näher kennenzulernen. Die Termine: Freitag, 23. Juli sowie 6., 13., 20., 27. August, jeweils von 14 bis 15 Uhr, Anmeldung erforderlich unter 040/42871-2497, Kosten: Museumseintritt, Medizinische Maske erforderlich.  (cb)