Gloriatunnel
Der schmuddelige Tunnel zwischen Lü und Seevepassage. Foto: André Zand-Vakili

Initiative aus dem Gloria-Tunnel schießt sich ins Aus

Harburg – Die Idee, den düsteren Fußgängertunnel zwischen „Lü“ und Seevepassage  mit Umsonst-Kino und anderen

niedrigschwelligen Kulturangeboten  zu beleben, war gar nicht mal  so schlecht. Die Bezirksversammlung hat einzelne Projekte der Initiative Gloria Tunnel e.V. sogar mit Stadtteilkulturmitteln unterstützt. Doch jetzt hat es sich die Initiative, allen voran ihr Frontmann Siegfried Kopf, mit einer Überreaktion auf ein Behördenschreiben und einer Reihe von beleidigenden Äußerungen mit Verwaltung und Politik nachhaltig verdorben. In einer Sitzung des Harburger Kulturausschusses stellte Sonja Wichmann, Leiterin des Fachamts Sozialmanagement, fest: „Die weitere Zusammenarbeit mit der Initiative ist nicht erwünscht.“

Dem Bruch waren monatelange Diskussionen in den sozialen Medien vorausgegangen. Ein „Sympathisant aus dem Umfeld der Sauerkrautfabrik“ – so heißt es in einer Stellungnahme des linksautonomen Harburger Kulturzentrums – hatte beobachtet, dass der Rechtsradikale Walter H. bei der Initiative aktiv war. Gegen den Heimfelder wurde unter anderem wegen Verwendung nationalsozialistischer Kennzeichen, Beleidigung und Bedrohung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter Gefangenenbefreiung sowie Körperverletzung ermittelt. Noch vor Wochen postete er auf seiner Facebook-Seite dies (Grammatik und Rechtschreibung nicht verändert): „Mörder, Antifa-Faschisten, Pädophiele, Gender Bekloppte, Klimaverwirrte, Frühsexualisierungs Verbrecher, Islamisierer und anderes Kroppzeug hat auf meiner FB Seite nichts zu suchen! Das Gleiche gilt auch für rote grüne und linke Politkasper und ihre ebenfalls geistig vernachlässigten Anhänger!“

Siegfried Kopf wurde nach dem Auftreten von Walter H.  in den sozialem Medien aufgefordert, sich klar von Walter H. zu distanzieren. Er verbat sich aber jede Einmischung und behauptete, die Initiative Gloria-Tunnel sei „unpolitisch“.

Inzwischen hatte auch das Bezirksamt von den Diskussionen Wind bekommen. In einem Brief teilte das Amt der Initiative mit, dass man vorerst auf eine Darstellung der Initiative im Rahmen der Aktionswoche „Engagement macht stark!“ verzichten und sich erstmal über die Vorwürfe informieren wolle. „Dazu sind wir verpflichtet“, sagte Harburgs Sozialdezernentin Dr. Anke Jobmann im Kulturausschuss. Die Stadt fördere nur Projekte und Initiativen, die auf dem Boden der freiheitlichen Grundordnung stehen. Ohne Ansehen der Person!

Ein völlig normaler Vorgang also? Kopf und seine Mitstreiter sahen das anders und reagierten voller Wut. Sie sagten alle weiteren Aktivitäten ab - was sie später zum Teil wieder zurücknahmen - und zogen sich aus dem Stadtteilbüro im Gloria-Tunnel zurück, gaben den Schlüssel ab und zogen bei Facebook gegen die Sauerkrautfabrik und das Bezirksamt vom Leder: „Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft, dass das Bezirksamt gegen uns spricht wie die Nazis, die aktuelle Kunst diskriminiert und später verboten haben.“

Darauf reagierte die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung mit einem Dringlichkeitsantrag, der dann auch beschlossen wurde. Die Forderung: eine Darstellung der Vorgänge im Kulturausschuss aus Sicht der Initiative und des Bezirksamts. Um dies möglichst in öffentlicher Sitzung zu machen, lud Dr. Jobmann die Initiative vorher noch zu einem klärenden, möglichst deeskalierendem Gespräch ein. Das ist offenbar komplett misslungen. „Wir haben das Gespräch ergebnislos abgebrochen“, sagt Sonja Wichmann. Zuvor habe Herr Kopf noch persönliche Beleidigungen ausgesprochen und den Vorwurf wiederholt, das Bezirksamt habe zu Nazi-Methoden gegriffen.

Im öffentlichen Kulturausschuss äußerte sich Kopf ähnlich: „Die von der Sauerkrautfabrik müssen nur was sagen, dann macht das Bezirksamt schon was in deren Sinne.“ Zuvor hatte er noch versucht, die Wogen zu glätten, als er dem Ausschuss die Grüße von den rund 40 Teilnehmern des kürzlich veranstalteten Tunnel-Flohmarkts übermittelte. Im Übrigen will die Initiative weiterhin Flohmärkte organisieren, aber eben nichts mehr im Stadtteilbüro.

War’s das? Nein, noch nicht! Am Tag nach der Sitzung des Kulturausschusses legte Siegfried Kopf bei Facebook noch einmal nach: „Waren ja heute in Harburg auf Einladung auf der Kulturausschusssitzung und ich habe alles klar gestellt – und die Chefin des Amtes „Sozialraummanagement“ hat nur Lügen verbreitet.“ ag