Vernissage: Falckenberg zeigt Raymond Pettibon

160227Falkenberg3Harburg – Genauso stellt man sich eine erfolgreiche Vernissage vor. Gut aussehende Menschen, die Herren in Anzügen, einige extra keck mit Pferdeschwänzchen. Damen in Kostümen

und auf hochhackigem Hingucker-Schuhwerk. Dazu ein paar augenscheinliche Künstler, mittendrin und doch abgeschieden. Kleine Gruppen bildend, leicht erkennbar am ärmlich aber doch kreativ wirkenden Outfit. Und natürlich optische Paradiesvögel, das Salz in der Gästesuppe. Vernissagen dieser Art gibt es. In New York, London, Paris oder Harburg. Hier zumindest fehlten die Eingeborenen. Zur Vernissage der Ausstellung „Homo Americanus“, die Werke des Künstlers Raymono Pettibon zeigt, kamen mehrere hundert Kunstliebhaber aus dem ganzen norddeutschen Raum in die Sammlung Falckenberg auf dem Gelände der Phoenix. Es sind Werke eines erfolgreichen Kindes der kalifornischen Undergroundszene der 1980er-Jahre. Pettibon machte sich mit den Entwürfen von Plattencovern für Punkbands wie Black Flag, Minutemen oder Sonic Youth einen Namen. Dreh und Angelpunkt war zunächst die Plattenfirma SST Records, die der Bruder des Künstlers, selbst Bassist in einer Punkband, gegründet und zu einem der führenden Indie-Labels der USA gemacht hatte.

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Vernissagenpublikum in der Sammlung Falckenberg. Fotos: zv

Die provokanten und oft scharfsinnigen Werke von Pettibon kamen an. Er zeichnete ein innig sich küssendes Paar, über dem „I don´t love you anymore“ steht, lässt Jesus surfen oder eine Nonne sich an ein nacktes Männerbein mit dem spruch "Slip it in" klammern. Die Bilder sind im feinsten Comic-Stil gehalten, haben hartes Licht und harte Schatten, zeigen Szene die Gewalt, Sex, Zügellosigkeit und Dekadenz implizieren.

Verantwortlich ist  der Kulturhistoriker Ulrich Loock, der als Kurator mir „Homo Americans“ die größte jemals präsentierte Ausstellung gestaltet hat. Sie zeigt, so steht es im Flyer der Deichtorhallen, „Raymond Pettibon als Mythologen, der die prägenden Narrative der amerikanischen Kultur von Woodstock über die Präsidentschaften bis zum Krieg gegen den Terrorismus aufgreift und unterläuft“.

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Die Vernissage zog Publikum aus ganz Norddeutschland.

Die Ausstellung ist vom 28. Februar bis zum 11. September zu sehen. Die Sammlung Falckenberg ist jeden ersten Sonntag im Monat von 12 Uhr bis 17 Uhr geöffnet und ohne Anmeldung zugänglich. Führungen finden donnerstags und freitags um 18 Uhr, sonnabends um 15 Uhr und an Sonntagen um 12 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr statt. Dort ist eine Anmeldung unter www.deichtorhallen.de/buchung nötig.

Besondere Termine: Am Donnerstag, den 17. März findet eine Sammlerführung mit Harald Falckenberg um 18 Uhr statt. Am Sonnabend, den 18. Juni gibt es eine Kuratorenführung mit Ulrick Loock. Außerdem ist die Ausstellung zur Langen Nacht der Museen am Sonnabend, den 9. April von 18 Uhr bis 2 Uhr geöffnet. zv