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AKH-Ärzte zu Corona: "Wir hatten Glück, dass wir uns vorbereiten konnten"
Oberarzt Dr. Claas Wesseler, Privat Dozent Dr. Gunther Wiest und Intensivmediziner Dr. Martin Bachmann (v.l.). Foto: André Zand-Vakili

AKH-Ärzte zu Corona: "Wir hatten Glück, dass wir uns vorbereiten konnten"

Das Klinikum für Pneumologie, die sich aus mehreren Abteilungen, darunter eine lungenfachärztliche Intensivstation, gehört zu den 20 grüßten Einrichtungen dieser Art. Rund 50 Ärzte, darunter 25 Fachärzte arbeiten in dem Bereich. Die Coronapandemie hat die Mediziner und das Pflegepersonal vor besondere Aufgaben gestellt. Chefarzt Privat Dozent Dr. Gunther Wiest, der Chefarzt und Intensivmediziner Dr. Martin Bachmann und Oberarzt Dr. Claas Wesseler, Leiter der Thoraxonkologie und Facharzt für Lungeheilkunde, leiten seit dem drohenden Ausbruch der Pandemie die Stationen, die die Corona-Patienten betreuen.

Corona ist nicht unerwartet über Deutschland hereingebrochen. „Die Italiener wussten erst als es schlimm war, dass es schlimm wird. Wir haben ja im Gegensatz zu ihnen oder zu China einen gewissen Vorlauf gehabt“, sagt Wiest. "Das war unser Glück. So konnten wir uns vorbereiten.“ „Tatsächlich haben wir jeden Tag genutzt. Wir haben uns sofort zusammengesetzt und Plane geschmiedet“, so Wesseler. Dabei habe man viele Ideen und Meinungen berücksichtigen können. „Das gute an Asklepios ist, dass man nicht allein dasteht, sondern zahlreiche Fachleute hat, mit denen man zusammen planen und sich abstimmen kann“, so Wesseler.

„Wir haben uns auch vorbereitet indem wir alle Informationen besorgt haben, die es aus China, Italien und auch teilweise Frankreich kamen. Sie waren schnell online gestellt wurden“, sagt Bachmann. „Damit hatten wir den großen Vorteil, dass wir schon Daten hatten und darauf aufbauen konnten und man schon manche Dinge wusste“, so Wiest. „In China und Italien war es schwieriger. Corona ist eine neue Krankheit. Gerade die schweren Verläufe zu bekämpfen ist so, als wenn man ein Flugzeug im Flug reparieren muss, es aber kein Handbuch gibt. Daher Hut ab vor der Leistung in den Ländern.“

Im AKH wurde sofort eine Klinikeinsatzleitung gebildet. „Verwaltung, Pflege, Beschaffung, Technik und Ärzte sind dabei. Zunächst hat diese Einsatzleitung jeden Tag getagt, um sofort reagieren zu können“, so Wiest Dadurch war es möglich relativ schnell Veränderungen vornehmen. Mittlerweile tagen wir zweimal die Woche.“

„Wir haben das Glück, dass wir hier in Harburg ein Beatmungszentrum haben, also eine eigene lungenfachärztliche Intensivstation“, so Bachmann. „Davon gibt es in Deutschland nur wenige. Wir konnten diese Station komplett für Covid-Patienten frei halten. Ein weiterer Vorteil ist, das diese Intensivstation ohnehin auf die Behandlung von infektiösen Patienten mit Lungenkrankheiten, beispielsweise TBC, ein gestellt ist.“ Auch technische Voraussetzungen, wie Schleusungszimmer oder eine Umkehrbelüftung gibt es. „Wir haben schon unter normalen Umständen dadurch ein größeres Kontingent an Beatmungsgeräten“, so Bachmann. „Wir haben außerdem zusätzliche Beatmungsgeräte beschafft und innerhalb kürzester Zeit eine zusätzliche Intensivstation in den Räumen einer ehemaligen Intensivstation hochgezogen. Gleichzeitig wurde Pflegepersonal geschult und Ärzte, die schon einmal intensivmedizinisch gearbeitet hatte, fit gemacht. Gerade am Anfang war es ein großer Spirit , da alle mithelfen wollten.“

„Für die Bereiche, in denen Covid-Patienten betreut werden, wurde das komplette Haus 10 geräumt. Gleich nebenan ist das Haus 8 mit der Intensivstation, das auch noch über einen Gang verbunden ist“, sagt Wiest. „So entstand eine Covid-Klinik in der Klinik.“

Aber auch die Zentrale Notaufnahme wurde neu organisiert. „Sie wurde unterteilt und bekam einen großen Covid-Bereich“, so Wiest. Alle Patienten, bei denen der Verdacht einer Covidinfektion besteht, kommen in das Haus 10. Fällt der Test positiv aus, kommen sie dort auf die Covid-Station. Bei einem negativen Testergebnis kommen sie auf eine der normalen Stationen. Wiest: "Das hat im Nachhinein betrachtet sehr gut geklappt, da trotz der Infektionswelle die normale medizinische Versorgung der Patienten sehr gut funktioniert.“

Ein besonderes Problem waren das Material und Medikamente. „Am Anfang musste man auch den Mangel bekämpfen“, so Bachmann. „Wir hatten ja auch im medizinischen Bereich den Klopapiereffekt. Bevor der erste Patient da war, gab es schon bei bestimmten Produkten ein Mangel, weil nicht nur wir, sondern deutschlandweit, ja weltweit alle medizinischen Einrichtungen aufgerüstet haben. Lange Zeit haben wir deshalb mit Mangelzuständen zu kämpfen gehabt.“ Das galt nicht nur für Masken oder Schutzkleidung, sondern auch bei Medikamenten, die aus China oder Pakistan kamen. „Asklepios hat zumindest den Vorteil, dass man eine riesen Apotheke hat“, so Bachmann. „So konnte man viele Medikamente selbst herstellen.“

„Wir waren ja bislang mehr Manager als Ärzte“, so Wesseler zu den letzten Wochen. "Das Problem war ja die Ressourcen zu planen. Wir haben von Anfang an Versorgungsstrukturen aufgebaut und haben dieses Konzept nach und nach weiterentwickelt und auch vom ersten Patienten an immer wieder angepasst.“ Bachmann: „Ich habe, wie meine Kollegen, acht Wochen durchgearbeitet, auch weil ich permanent mit Organisation konfrontiert war.“

„Medizinisch hat uns Covid19, zumindest bei den leichten und mittleren Verläufen. vor nicht so große Probleme gestellt“, sagt Wesseler. Im intensivmedizinischen Bereich ist das anders. „Die Erkrankung ist, wenn sie schwer verläuft ist schon sehr tückisch“, sagt Intensivmediziner Bachmann. Covid19-Patienten seien für Mediziner und medizinisches Personal hoch anspruchsvoll. Unter normalen Umständen liegen auf der Intensivstation zwei bis vier Patienten, die so komplex wie schwerkranke Covid19-Patienten behandelt werden müssen. Bachmann: „Jetzt hatten wir in der Hochzeit zehn Covid19-Patienten auf der Intensivstation.“ Fast 1 zu 1 sei das Verhältnis von den zu betreuenden Patienten und Pflegekräften. Bachmann: „Wir haben das Ärzteteam verstärkt, weil wie gesehen haben, dass es nicht im normalen Modus zu schaffen ist.“

„Ein riesen Problem sind die Gerinnungsstörungen mit Thrombosen und Embolien, die dann zu Organversagen führen können“, sagt Bachmann. So kommt es bei den Patienten auf der Intensivstation 30 bis 40 Prozent zum Nierenversagen, in vielen Fällen auch zu Leberversagen. „Dann bekommen sie als Folge der Infektion Störungen der Durchblutung in der Mikrozirkulation. Das führt dann zu multiplen Organversagen und zum Tod“, so Bachmann. Das ursprüngliche Problem, die Atmungsschwäche selbst, könne man durch Beatmung oder einer Lungenersatztherapie überbrücken. „Die Leute sterben dann aber trotz maximaler Therapie“, sagt der Intensivmediziner. Meisten seien es ältere Menschen mit schweren Grunderkrankungen, die sterben. Bachmann: „Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass es Menschen gibt, die wir auch mit allen unseren intensivmedizinischen Mitteln nicht retten können.

Für das Pflegepersonal sei die Situation „wahnsinnig belastend“. „Die Patienten sind nicht nur schwerst krank. Sie müssen auch unter schwersten Bedingungen versorgt werden“, sasgt Bachmann. „Die Belastung der Mitarbeiter ist physisch und psychisch doppelt so hoch wie unter normalen Bedingungen.“ Erst jetzt, wo sich die Situation auch auf der Intensivstation ein wenig entspannt, fangen die Mitarbeiter an, das Geschehene aufzuarbeiten. „Jetzt kommen Gefühle, aber Frustration über die Hilflosigkeit hoch, die man in der Notsituation selbst weggesteckt hat“, sagt Bachmann.

Mittlerweile wurde bereits einige Maßnahmen zurückgefahren und auch ein Teil der Covid-Stationen rückgebaut. Szenen wie in anderen Ländern, blieben allen erspart. „Selbst in der Hochphase um Ostern war unsere Kapazität zwar ausgelastet, aber nie überbelastet“, sagt Chefarzt Wiest. „Deshalb haben wir nicht diese Katastrophenszenen gehabt. Die Pläne für ein schlimmeres Szenario lagen aber in den Schubladen.“

Bis zum 12. Mai h wurden im Krankenhaus Harburg 91 Patienten behandelt, die an Covid19 erkrankt waren. 82 wurden bis dahin wieder entlassen.

Corona wird nicht verschwinden. „Uns wird die Krankheit erst einmal wie ein Schwelbrand begleiten“, ist sich Wiest sicher. „Es wird immer wieder punktuell Ausbrüche geben. Das wird uns vielleicht auch hier in Hamburg nochmal blühen. Wir sind der mittlerweile vorbereitet und können im Notfall die Maßnahmen schnell wieder hochfahren.“ zv