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Trepoll
André Trepoll ist zur Bürgerschaftswahl Spitzenkandidat der CDU im Wahlkreis Süderelbe. Foto: André Zand-Vakili

Interview zur Bürgerschaftswahl: André Trepoll von der CDU

Mitglied einer Partei, die hin und her gerissen zwischen Grünen-Kopie und bürgerlich-konservativer Ursprungsausrichtung durch den Wahlkampf taumelt. Letzte Umfragen zeigen: Die CDU hat keinen leichten Stand bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar.

harburg-aktuell: Die neusten Umfrageergebnisse sind für die CDU ja nicht berauschend. Ist da so kurz vor der Wahl das Herz in die Hose gerutscht?

André Trepoll: "Wir haben schon damit gerechnet, dass uns die Situation in Thüringen auch hier trifft. Wir haben aber noch Luft nach oben. Jetzt kommt es drauf an, dass man in der letzten Woche die Leute dazu mobilisiert zur Wahl zu gehen. Ihnen muss bewusst sein, dass eine Zweidrittelmehrheit von Rot-Grün droht. Die Bürgermeisterfrage selbst ist entschieden. Trotzdem kann ich den Menschen nur sagen, dass wir auch eine starke bürgerliche Kraft als Opposition brauchen. Das gilt gerade jetzt, falls es die FDP nicht wieder ins Rathaus schafft. Dann wäre die CDU das einzige bürgerliche Gegengewicht zum Senat, dass es in Hamburg noch gibt."

Was hat den CDU-Wähler eigentlich mehr verschreckt. Die gemeinsame Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten in Thüringen mit der AfD, oder die  anschließende Empfehlung von Angela Merkel einen linken Ministerpräsidenten zu wählen?

André Trepoll: "Ich glaube die Menschen ärgert, dass man dort nicht zu seinem Wort gestanden hat. Und das Wort war, dass es keine Kooperation, wie auch immer, mit der AfD gibt. Ich finde, dass das auch klar sein muss. Für Hamburg haben wir jedenfalls jegliche Zusammenarbeit mit der AfD eine Absage erteilt."

Friedrich Merz hatte ja hier im Lindtner den erfolgreichsten Wahlkampfauftritt in Hamburg absolviert. André Trepoll hat ihn mit Birgit Stöver geholt. Wo ordnen Sie sich mehr ein. Merz oder Merkel?

André Trepoll: "Ehrlich beides. Ich habe auch lange mit mir gehadert, wen ich beim Bundesparteitag wähle, ob AKK, die Merkels Wunschkandidatin war, oder Merz. Ich war da wirklich hin und her gerissen. am Ende habe ich mich für Merz entschiede. Ich glaube, dass er, und das haben wir bei seinem Auftritt mit 600 Besuchern in Heimfeld gesehen, die Menschen mobilisieren und wieder für bürgerliche Politik interessieren kann. Und das ist für mich das Entscheidende."

Warum sollte man André Trepoll überhaupt wählen?

André Trepoll: "Weil ich mich in den letzten Jahren stark für den Hamburger Süden, insbesondere für meinen Wahlkreis Süderelbe, engagiert habe. Weil ich ein pragmatischer Politiker bin, der aber gleichzeitig eine Grundüberzeugung sowie Werte hat und der für eine Partei kämpft, die Deutschland in den letzten Jahrzehnten entscheidend voran gebracht hat. André Trepoll, auch das sagen Leute über mich, hat Humor und kann gut zuhören."

Nach zunächst einen Kopf-an-Kopf-Rennen von SPD und Grünen hat man ja jetzt den Eindruck, dass viele Wähler taktisch entscheiden und die CDU bei diesen Überlegungen nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Warum wäre sie dennoch wichtig?

André Trepoll: "Die Umfrage zeigt auch, dass es nicht auf Rot-Grün hinauslaufen muss. Auch Rot-Schwarz ist eine Variante. Gerade bei den Fragen, die hier im Hamburger Süden wichtig sind, die Verkehrssituation, der Weiterbau der A26, beim Hafen, der wieder in die Offensive kommen muss, würde die CDU wichtige Impulse setzen. Da müssen wir den Menschen klar machen, dass ihre Stimme den Unterschied macht."

Stichwort Verkehr. Was ist das wichtigste Projekt?

André Trepoll: "Das sind insbesondere die übergeordneten Projekte. Das sind der Weiterbau der A26 zwischen A7 und A1, ein sehr entscheidendes Projekt. Aber auch eine viel bessere Baustellenkoordination ist elementar. Es kann nicht sein, wer auch immer das plant, dass man den Moorburger Elbdeich und den Ehestorfer Heuweg sperrt und gleichzeitig an der Cuxhavener Straße baut und den Verkehr beschränkt. Da ist doch klar, dass das nicht funktionieren kann. Wir brauchen durchgehend leistungsfähige Hauptverkehrsstraßen und verkehrsberuhigte Nebenstraßen. Nur so kann es funktionieren. Wir sind dafür die U4 bis nach Harburg zu verlängern und wir haben uns auch der Idee angeschlossen zu überlegen, ob man die S-Bahn nicht zu einer Ringlinie entwickeln kann."

Das sind aber Mammut-Projekte, deren Realisierung Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Was muss kurzfristig geschehen?

André Trepoll: "Ich würde mir Wünschen, dass die B73 und die A26 Testfelder für die digitale Steuerung des Verkehrs werden. Wir haben heute noch die Infrastruktur der 60er und 70er Jahre. Da ist heute viel mehr möglich. Wenn man die Strecken besser vernetzen würde, auch mit den Daten, die die Fahrzeuge heute liefern, dann könnte man den  Verkehr viel sinnvoller und leistungsfähiger abwickeln. Das ist aber auch ein Punkt, für den man sich stark machen muss, damit solche Projekte nicht wieder nur in Wandsbek oder im Bezirk Nord stattfinden."

Es gibt auch Idee Hauptverkehrsadern zu halben Fahrradstraßen zu machen. Wie stehen Sie dazu?

André Trepoll: "Das wäre absoluter Wahnsinn. ich habe erst gedacht, das handelt sich um einen Aprilscherz. Aber ich habe die Idee persönlich bei einer Podiumsdiskussion von einer grünen Kandidatin gehört. Das ist natürlich totaler Quatsch. So eine Straße kann man nicht für den Fahrradverkehr opfern. Die brauchen wir dringend als Entlastungsstraße. Selbst wenn die A26 viel Verkehr raus nimmt, brauchen wir beide Achsen, weil nicht nur der Süderelberaum, sondern auch Neu Wulmstorf und der Bereich Buxtehude wachsen. Realistisch haben wir einen Radverkehrsanteil von unter zehn Prozent. Das zeigt auch, dass die Menschen gerade in den Außenbezirken auf das eigene Auto und einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Da muss nachgesteuert werden."

Was sind außerhalb des Verkehrs die wichtigen politischen Arbeitsfelder im Süden Hamburgs?

André Trepoll: "Wir müssen uns massiv mit der sozialen Infrastruktur beschäftigen. Wenn man überlegt, das insbesondere der Bereich Neugraben-Fischbek noch einmal um 10.000 Einwohner in den nächsten acht bis zehn Jahren zunehmen soll, also sich die Einwohnerzahl um knapp 50 Prozent erhöht, müssen wir jetzt viel vorbereiten. Das haben wir in unserer Regierungszeit als CDU gezeigt und erst das Gemeinschaftszentrum am Neugrabener Bahnhof gebaut und danach sind die Wohnungen entstanden. Jetzt werden erst die Wohnungen gebaut, es fehlt aber an Ärzten, wir müssen beim Kita-Ausbau richtig hinlangen. Es kann nicht sein, dass die IBA das DRK hindert auf dem Gebiet der ehemaligen Röttiger-Kaserne eine Kita zu bauen. auch eine Anpassung von Polizei und Feuerwehr müssen umgesetzt werden. Dazu gehört beispielsweise der Bau einer neuen Feuer- und Rettungswache auf dem ehemaligen Obi-Gelände am Geutensweg. Insbesondere muss das Thema Schulen angegangen werden. Keine Region wächst im Bezug auf Schüler so, wie Süderelbe. Es werden 75 Prozent mehr Schüler in den nächsten zehn Jahren da sein. Das bedeutet, dass nicht mehr gewartet werden darf, bis die nächsten Schulbauten, insbesondere an den großen Neubaugebieten, errichtet werden."

Was macht machen sie persönlich, wenn die Wahl für die CDU so schlecht ausgeht, wie es die letzten Umfragen prognostizieren?

André Trepoll: "Es geht immer weiter. Egal, wie es ausgeht. Das ist auch das spannende in der Politik. Ich habe mir ein persönliches Ziel gesetzt. Ich will trotz der schwierigen Umstände mein persönliches Ergebnis von um die 15.000 Stimmen verbessern. Und ich will mein Mandat wieder erringen. Mehr kann man aktuell nicht planen. Nach der Wahl muss man sehen, wie es weiter geht. Nach der letzten Wahl habe ich den Fraktionsvorsitz übernommen und bin Oppositionsführer. Nach dem 23. Februar werden wir sehen, ob wir die Chance an einer Regierungsbeteiligung bekommen oder ob wir weiter Oppositionsarbeit machen."