Scharf
Sven Oliver Scharf wird, wie beim ersten Lockdown, die Stühle wieder hochstellen müssen. Foto: André Zand-Vakili

Lockdown in der Gastronomie: Harburgs Restaurant-Chefs sind entsetzt

Harburg - Bund und Länder haben am Mittwoch angesichts der dramatisch steigenden Corona-Infektionszahlen

eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, die ab dem nächsten Montag, 2. November, gelten sollen. Unter anderem werden Restaurants, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen geschlossen. Erlaubt ist weiter die Lieferung und Abholung von Essen für den Verzehr zu Hause. Die Gastronomen aus Harburg Stadt und Land sind entsetzt über den zweiten Lockdown in diesem Jahr.

"Die Entscheidung ist eine Katastrophe. Die Gastronomie wird zum Sündenbock gemacht und steht für die Versäumnisse der Politik ein. Ich persönlich befürchte, dass der Lockdown bis weit in den Dezember reichen wird", sagt Kethees vom Momento Di. "Das Weihnachtsgeschäft wird in diesem Jahr komplett wegfallen. Ich selbst werde Speisen zur Abholung zwischen 12 Uhr und 20 Uhr anbieten und setzte darauf, dass die Kunden dafür aus den umliegenden Büros kommen."

„Wir sind sehr geschockt – vier Wochen Schließung, das ist erneut ein echter Hammer“,  sagt Carsten Erhorn, Geschäftsführer vom Restaurant Erhorn in Vahrendorf.  „Vor allem, weil wir uns in den vergangenen Monaten an sämtliche Vorschriften gehalten haben, trifft uns diese Entscheidung sehr hart im gut gebuchten November, wo das Vorweihnachtsgeschäft bereits beginnt.“ Jahreszeitliche Angebote wie Martinsgans und Grünkohl fallen bei ihm nun komplett weg. Carsten Erhorn:Wir überlegen jetzt, ob wir dieses Mal einen Außer-Haus-Service anbieten werden.“

„Es war abzusehen, aber es ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt Sven-Oliver Scharf, Chef des gleichnamigen Restaurants im Harburger Binnenhafen. Die Entscheidung sei richtig, fühle sich aber falsch an. „Nach zehn Jahren harter Arbeit zum zweiten Mal schließen zu müssen, das ist echt hart“, sagt der Gastronom, der betont: „Wir akzeptieren das und müssen das irgendwie durchstehen.“ Ein Außer-Haus Angebot wird es nicht geben: „Das ist  bei unserem Speisen-Angebot sehr schwer zu machen, wir sind ja keine Pizzeria. Außerdem wollen die Kunden unser Essen im Restaurant und nicht zu Hause essen.“

Taher Moghadam, einer der beiden Chefs der Helms Lounge, sagt: „Das ist eine große Katastrophe für uns. Wir haben uns gerade für die neue Spielzeit des Harburger Theaters mit frischer Ware eingedeckt – und jetzt können wir wieder zumachen.“ Die Rechnungen müssen bezahlt werden und es fehlen die Einnahmen, so Taher Moghadam. „Wir müssen jetzt sehen, wie wir den Lockdown überstehen“, sagt er. Ein Außer-Haus Verkauf ist nicht geplant: Das lohne sich nicht.

"Wir werden am Montag schließen müssen und anschließend wieder einen Außer-Haus-Verkauf starten", so Violetta Pieprzyca vom Silo16. Hart werde es für die Mitarbeiter der Gastronomie. Sie müssen wieder in Kurzarbeit geschickt werden. "Ihnen werden neben einem Teil des Lohns die Trinkgelder fehlen. Wir werden viele Buchungen verlieren. Für den November waren bereits Weihnachtsfeiern, die nach den bislang geltenen Vorschriften durchgeführt werden sollten, gebucht." (zv/cb)