Maßnahmen gegen Corona treffen die Harburger Kulturszene hart
Ein Konzert in der Kneipe von Marias Ballroom. Foto: André Zand-Vakili

Maßnahmen gegen Corona treffen die Harburger Kulturszene hart

Harburg – Die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus treffen viele, die Harburger Kulturszene aber besonders hart.

Schon jetzt zeichnet sich ein bleibender Schaden ab, einige Spielstätten sind von Insolvenz bedroht, müssen womöglich für immer schließen. „Museen, Theater, Volkshochschule und Bücherhallen haben bis auf weiteres geschlossen“, sagt Heimo Rademaker, Sprecher der Initiative SuedKultur. „Aber der Großteil der Harburger Clubs und Kulturorte bieten Konzerte, Lesungen, Ausstelllungen, Theater oder Vorträge aus privatem Engagement und auf eigenes Risiko.“ Sie treffe es jetzt ungewöhnlich hart, denn dass der Bezirk Harburg helfen kann, bezweifelten sie.

Als Initiative SuedKultur seien gut 50 Kulturinstitutionen vereint, die sich seit zwölf Jahren gegenseitig unterstützen und für eine bessere Wahrnehmung der Kultur im Süden der Stadt sorgen. Rademaker: „Wir kritisieren aber auch seit Jahren, dass bei der Verteilung der Mittel für Stadtteilkultur der Bezirk Harburg drastisch unterfinanziert ist. Uns fehlen im Vergleich zu den anderen Bezirken jährlich rund 300.000 Euro.“ Jetzt, wo dringend Hilfe gebraucht werde und trotz fehlender Einnahmen Verbindlichkeiten bedient werden müssten, sei das besonders schmerzlich spürbar.

SuedKultur hatte am Wochenende eine interne Blitzumfrage gestartet. Das erste Ergebnis: Allein im März fallen rund 200 Veranstaltungen mit rund 200.000 erwarteten Besuchern aus. Konservativ geschätzt sei das ein finanzieller Ausfall von rund 300.000 Euro. „Es stehen Existenzen auf dem Spiel!“, sagt Rademaker, selbst privater Betreiber von Marias Ballroom. „Die Kulturbehörde hat großzügige Unterstützung angekündigt. Aber was kommt davon wirklich in Harburg an? Und für wen? Wir haben da selbst in guten Zeiten keine guten Erfahrungen gemacht.“

Eines der Corona-Opfer ist das Harburger Literaturfestival SuedLese.  „45 Lesungen sind eingestampft worden“, sagt Heiko Langanke, Organisator und Vorsitzender des Harburger Kulturausschusses. „Betroffen sind mehr als 59 Literatinnen und Literaten, die vielleicht nur 100 bis 200 Euro bekommen und zusätzlich ein paar Bücher verkaufen können.“ Oft mache das ein Viertel ihres Einkommens aus. Außerdem seien alle Finanzpläne für Werbemittel, Druckereien, Anzeigen, Licht- und Tontechnik, Security oder Miete für die Tonne. ag