Neuländer Quarree: Probleme des Projektes werden immer deutlicher

12031504NlQuHarburg –  Seit Hans-Peter Werner, damals noch Geschäftsführer des Projektentwicklers Implan, vor gut einem Jahr mit großem Tamtam im Sitzungssaal

des Harburger Rathauses die Pläne für das „Neuländer Quarree“ vorstellte, ist Harburgs Baudezernent Jörg Penner begeistert: „Das ist eine einmalige Chance, den zweiten privat finanzierten Technologiepark Hamburgs hier bei uns anzusiedeln. Das wäre eine ungeheure Aufwertung für den Harburger Binnenhafen.“ Und nun macht Penner alles, was dem Projekt den Weg ebnen könnte. Koste es, was es wolle?

Bevor das Neuländer Quarree steht, müssen Riesenhürden überwunden werden. Da die private Finanzierung eines Technologieparks kein Selbstgänger ist und sich eher erst langfristig rechnet, hat der Investor um die Chance gebeten, eine schnelle Rendite zu erzielen. Das geht heute vor allem im Wohnungsbau.

Implan will entlang der Neuländer Straße, vis-à-vis von den alten Hallen der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, rund 100 Wohnungen bauen. Der gültige Bebauungsplan lässt das nicht zu, sogar ausdrücklich nicht. Das ist auch kein Wunder, denn diese Ecke ist dank Hannoverscher Straße, der Quasi-Hafenquerspange namens Neuländer Straße und Hamburgs einziger Nord-Süd-Eisenbahntrasse eine der lautesten Ecken Harburgs.

Aber das scheint keine Hürde zu sein. Dann muss der Text des Bebauungsplans eben geändert werden, hat Penner vorgeschlagen. In der Regel muss es dazu eine öffentliche Plandiskussion geben, es sei denn...

Na ja, unter anderem drängt die Zeit. Den Lärm von der Bahn kann man noch leise rechnen. Dabei hilft eine Sonderregelung, mit der bei Bahnlärm grundsätzlich fünf Dezibel gestrichen werden dürfen. Einfach so. Das hilft natürlich ungemein bei der Genehmigung von Wohnungen an der Bahn. Den späteren Bewohnern hilft das eher weniger.

Die Sache hat nur einen Haken. Es ist beschlossene Sache, dass diese Sonderregelung ab 2015 nicht mehr gilt. Also: Die Zeit drängt!

Damit ist es auf der Neuländer Straße noch keinen Deut leiser. Aber, halt! Da war doch noch was! Richtig, die Neuländer Straße soll tatsächlich verkehrsberuhigt werden. Der Durchgangsverkehr soll dann komplett – zur Freude der dortigen Anwohner – über den Straßenzug Karnapp und „Seevestraße neu“ geführt werden. Ein schöner Plan, für dessen Umsetzung aber noch kein einziger Cent bewilligt worden ist.

Auch das ist für Jörg Penner keine Hürde: Er will erst einmal an der Ecke Seevestraße/Hannoversche Straße eine provisorische Ampel aufstellen, außerdem soll die abknickende Vorfahrt am Karnapp Ecke Schellerdamm aufgehoben werden. Dann wird der Durchgangsverkehr die Neuländer Straße vor den Quarree-Wohnungen meiden.

Dann wäre da noch das Chemie-Unternehmen Brenntag. Inzwischen soll es den Entwurf einer vertraglichen Regelung geben, wie die Gefahren eines Chemieunfalls auf ein vertretbares Maß reduziert werden können. Einzelheiten können hier nicht geschildert werden, sie wurden im vertraulichen Teil des Stadtplanungsausschusses besprochen.

Da Brenntag aber auch Lärm macht, müssen die Wohnungen auch von dieser Seite geschützt werden. Diese Aufgabe soll das Gebäude des Technologieparks übernehmen, es soll den Lärm abschirmen.

Eigentlich sollten im Stadtplanungsausschuss auch die Investoren Rede und Antwort stehen. Sie waren aber nicht erschienen. Schade, die Skepsis, mit der einige Politiker das 200-Millionen-Euro-Projekt von Anfang an begleitet haben, ist dadurch nicht geringer geworden.

Größter Kritiker des Projekts ist CDU-Chef Ralf-Dieter Fischer. Er sieht sich durch das Fernbleiben der Investoren in seiner Vermutung bestätigt, dass „man es bei den Entwicklern nicht mehr mit den Leuten zu tun hat, die das Ganze mal vorgestellt haben“. Und für die Art und Weise, wie die Hürden aus dem Weg geräumt werden, hat Fischer nur ein Wort übrig: „Hinterzimmerpolitik!“ ag

Artikel: So wurde das Projekt vorgestellt