Elbmosaik: Aus der Luft wird das Dilemma sichtbar

130703ElbmosaikNeugraben – Aus der Luft wird das Dilemma sichtbar. Hinter dem klangvollen Namen „Elbmosaik“ versteckt sich eintönige, enge Bauweise. Wie ein architektonischer Schandfleck fügt

sich das Gelände an das Naturschutzgebiet Moorgürtel. Einzelne Häuser sind zwischen mehrgeschossige Bauten gequetscht worden. Ausgerichtet wie beim Antreten auf einem Kasernenhof mit zackig ausgerichteten Dächern. Für den Verkauf ist die Finanzbehörde zuständig. Gewinnmaximierung spielt bei den Grundstücksdeals der Stadt eine wichtige Rolle.

Abnehmer sind in der Regel Bauträger, Gestaltungsrichtlinien kommen aus dem Bezirksamt Harburg. In der Baubranche sind die Vorgaben berüchtigt. Dachform, Fassade, für fast alle Bereiche der Ausgestaltung gibt es pingelige Vorgaben. Das Ergebnis: Ein Gelände, wie es jeder Kasernenplaner nicht komprimierter hinbekommen hätte - mit Einheitshäusern in Einheitsfarbe. Das die Vermarktung dort nur schleppend läuft, dürfte auch an dem guten Geschmack der Menschen liegen, die sich nach einem neuen Domizil umschauen.

Mittlerweile backt man angesichts des geringen Interesses im "Elbmosaik" kleine Brötchen. So musste das Flurstück 8083-1 am Torfstecherweg, das etwas über 10.000 Quadratmeter groß ist, durch „Anhandgabe“ von der Stadt abgegeben werden. Der Grund ist in einer Vorlage für die Kommission für Bodenordnung, 130705Quetschdie harburg-aktuell.de vorliegt, nachzulesen. Sie zeigt auch auf, wie verfahren die Situation ist.

Die Ausschreibung in 2009 war erfolglos, niemand wollte dort bauen. Ein erster Investor, der das Grundstück durch eine Anhandgabe bekam, warf das Handtuch. Danach war das Grundstück „mehreren Interessenten erfolglos angedient“ worden. Jetzt wollte man es unbedingt loswerden.

„Vor dem Hintergrund der sehr geringen Resonanz im Rahmen der Ausschreibung des Grundstückes und der weiterhin sehr geringen Nachfrage sowie der großen Bedeutung einer zeitnahen Entwicklung  der am südlichen Rand des Quartiers belegenden Geschosswohnungsbaugrundstücke für die Entwicklung des gesamten Neubaugebietes Elbmosaik wird eine Anhandgabe durch die Verwaltung befürwortet.“ Jetzt sollen dort  „dreigeschossige Baukörper“ mit 110 geförderten Mietwohnungen, als Sozialwohnungen, entstehen.

Wie man erfolgreich Wohngebiete entwickelt, ist etwa zwei Kilometer Luftlinie weiter westlich zu sehen. In Neu Wulmstorf wächst 130703NeuWulmstorfund gedeiht das Neubaugebiet „Apfelgarten“. Obwohl in die Vermarktungsphase der Wegfall der Eigenheimzulage und die Erhöhung der Mehrwertsteuer fielen, ist es ausverkauft.

„Die letzten Jahre lief es wie von allein“, sagt Volker Eggers, Leiter des Teams Immobilien bei der Volksbank Lüneburger Heide. „Es wurde bei dem Projekt sehr viel auf Individualität Wert gelegt.

Jeder Käufer konnte sich den Bauträger aussuchen. Damit war ihm auch die Gestaltung seines neuen Zuhauses überlassen worden. Die Menschen haben dort „ihr“ Haus gebaut. So ist dort ein Wohngebiet entstanden, das bunt, individuell und gewachsen wirkt.

In Harburg hofft man auf die IBA, diese soll das „Elbmosaik“ retten. „Nicht ganz einfach“, hatte die Projektkoordinatorin der IBA, Karin Pein jüngst dem Harburger Stadtplanungsausschuss mitgeteilt und die Probleme benannt: „Das vorhandene Planungsrecht ist sehr restriktiv, es gibt einen Anschlusszwang für Fernwärme, dafür aber keine identitätstiftende Elemente wie markante Bauwerke, kaum Möglichkeiten zur Nutzungsmischung, vor allem aber kaum Baufelder für eigentumsfähigen Geschosswohnungsbau.“ zv