Konträre Positionen bei Anhörung zur Erweiterung des Phoenix-Centers

130606MarquardtHarburg –  Alles nicht so schlimm, sagen die Gutachter. Die „moderate Vergrößerung“ des Phoenix-Centers werde nur geringe Auswirkungen auf den

Einzelhandel im Rest der Harburger Innenstadt haben. Und die gestiegene Attraktivität des Centers bei gleichzeitiger Verringerung der Stellplätze für die Kunden werde auf den Straßen rundherum „kaum spürbar“ sein. Was sollte der Erweiterung um 2550 Quadtratmeter Verkaufsfläche da noch im Wege stehen?

Zunächst das geltende Planrecht. Bezirksamt und Politik waren vor gut zehn Jahren weise genug, dem  Center-Marktführer ECE zwar den Bau des Phoenix-Centers auf einer ehemaligen Industriefläche zu genehmigen, sie setzten dem Investor aber auch klare Grenzen: 26.500 Quadratmeter Verkaufsfläche und kein Stück mehr, außerdem sollte in erster Linie ein Fachmarktcenter entstehen, also vor allem mit großflächigen Filialen der gängigen Handelsketten.

Wichtigster Punkt der städtebaulichen Zusatzvereinbarung war damals aber die Auflage, für eine wirksame Kopplung des Phoenix-Centers mit der Fußgängerzone Lüneburger Straße zu sorgen. Wenn das neue Zentrum wirklich so attraktiv wie versprochen sein sollte und endlich wieder Umlandkunden nach Harburg locken sollte, dann sollte auch die ganze Harburger Innenstadt davon profitieren.

Nach rund zehn Jahren Phoenix-Center stellt jetzt Andreas Gustafsson, renommierter Einzelhandels-Analyst bei BulwienGesa im Auftrag der ECE fest: Nur rund ein Drittel der Kunden verlässt das Center für einen Besuch anderer Geschäfte. In der öffentlichen Plandiskussion zur möglichen Änderung des Bebauungsplans im Rathaus Harburg wurde Jörg Penner, Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, deutlicher: „Die Vereinbarung damals war nicht optimal.“ Das war natürlich abgewogenes Behördendeutsch, im Klartext hat Penner gesagt: „Das war Murks.“ Die Vereinbarung von damals hat jedenfalls nicht das gebracht, was Politik und Verwaltung so wichtig war.

Entsprcchend kritisch war die Stimmung im großen Sitzungssaal. Während sich Kreishandwerksmeister Dierk Eisenschmidt darüber beklagte, dass beim Bau des Phoenix-Centers kein einziger Handwerker aus Harburg zum Zug gekommen ist und Radsport-Funktionär Karl-Heinz Knabenreich den Eindruck hat, dass „ohnehin längst alles beschlossen ist“, wies Oliver Krüger (Foto), Geschäftsführer von media@home Marquardt, auf  Widersprüche im Einzelhandelsgutachten von Andreas Gustafsson hin: „Die ECE gibt jetzt schon für ihr Center eine Produktivität von 4700 Euro pro Quadratmeter an, und will sie auf 5500 Euro steigern. Gleichzeitig geht der Gutachter bei den Geschäften in der Lüneburger Straße von einer sehr geringen Produktivität von  nur 2000 Euro aus. Soll das noch schlechter werden?“

Krüger verwahrt sich auch gegen den Vorwurf, die Immobilienbesitzer in der Lüneburger Straße hätten an ihrer Misere selber Schuld. „Uns wird Unfähigkeit vorgeworfen“, sagt Krüger. „Dabei bleibt uns doch nur, was der Markt uns übrig lässt und nicht von der ECE weggesaugt wurde.“

Trotz aller Kritik gab sich Jörg Penner zuversichtlich, mit der ECE eine Vereinbarung zu schließen, die die Fehler der letzten zehn Jahre vergessen lässt. ag