Harburgs Großprojekte: Schlechte Nachrichten und ein Lichtblick

150915HilkeHarburg – Wie gut, dass sich kaum Bürger in die jüngste Sitzung des Stadtplanungsausschusses verloren hatten. Bei so vielen schlechten Nachrichten über den

Fortgang wichtiger Investorenprojekte hätten sie womöglich den Glauben an die Zukunftsfähigkeit Harburg verloren. Einziger Lichtblick: Die Gebäude der alten Schnapsbrennerei von Louis Hilke am Karnapp werden restauriert. Dort sollen ein Gastronomiebetrieb und Büroräume entstehen.

Das war einmal ganz anders geplant. Die TuTech GmbH hatte sich mit Hilke-Eigentümer Arne Weber zusammengetan und wollte die Schnapsbrennerei als i-Tüpfelchen für ihr Mega-Projekt „Innovationscampus - Center for Green Technologies“ (ICGT) nutzen. Doch aus dieser Idee wird vorerst nichts. Hans-Christian Lied, Leiter des Harburger Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung teilte nur mit, dass sich das Projekt verzögert. Ob und wann es jemals realisiert wird, steht noch in den Sternen.

Das war schlechte Nachricht Nummer eins. Und die zweite folgte sogleich: Das Projekt EcoCity auf dem Gelände der ehemaligen New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie steht auch wieder auf Null. Der verzweifelte Plan, mit einem Parkhaus und komplett eingeschalten Wohnungen in den mit Nitrosaminen verseuchten Hallen wenigstens einen kleinen return on invest zu erzielen, ist gescheitert. „Das rechnet sich nicht“, sagte Baudezernent Jörg Penner. Die Mitglieder des Satdtplanungsausschusses hätten gern auch ein paar Worte aus dem Mund der Investoren gehört. Die waren  aber trotz Einladung nicht gekommen.

Nun läuft es auf die Entscheidung hinaus: Wer setzt sich durch? Denkmalschutzamt oder Gesundheitsamt? Wertschätzung für ein Denkmal der Stadtgeschichte oder wirtschaftliche Aspekte? Die Kulturbehörde will die „New-York Hamburger“ unbedingt erhalten. Der Investor will den Abriss, um ohne Rücksicht auf Nitrosamine neu zu bauen.

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Die Gebäude der hemaligen New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie. Foto: zv

Und schon folgte schlechte Nachricht Nummer drei: Politiker wie Rainer Bliefernicht (CDU) oder Kay Wolkau (Neue Liberale) fordern allen Ernstes den kompletten Abriss und einen „möglichst originalgetreuen“ Wiederaufbau mit neuem Material. Sind die wirklich der Meinung, Harburg könne mit einer Art verstaubtem Mini-Disneyland das frische Image unterstützen, das im Binnenhafen mit seinen innovativen jungen Unternehmen und dank channel hamburg e.V. mit der gemeinsamen Kultur der Kooperation, der Kommunikation und des Vertrauens geprägt worden ist? Ein Abriss wäre vielmehr die Chance, mit einer einzigartigen Architektur, die Elemente der alten „New-York Hamburger“ aufnimmt und neu interpretiert, dem Binnenhafen noch mehr Außenwirkung zu verschaffen. Es sei denn, man lässt die verseuchten Hallen als Mahnmal für all jene Arbeiter stehen, die Tag für Tag Nitrosamine und anderen Mist eingeatmet haben und inzwischen krank oder tot sind – ohne dass jemals die Ursachen untersucht worden sind.

Schließlich die schlechte Nachricht Nummer vier: Auch das Projekt Neuländer Quarreé  stagniert. „Wir haben gehofft, aber es gibt nichts Neues“, sagte Jörg Penner. Das Vorbescheidsverfahren sei zwar wieder angelaufen, aber erst nachdem der Projektentwickler die Gebühr für den erhofften Bescheid in Vorkasse beglichen habe. Recht zögerlich geht es offenbar auch mit dem Bußgeldverfahren weiter, dass das Bezirksamt eingeleitet hatte, nachdem auf dem Baugelände 25 Bäume ohne Genehmigung gefällt worden waren. Penner: „Wir haben das nicht mehr mit Tempo verfolgt.“

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Statt Neuländer Quarree immer noch Brachgelände. Foto: zv

Trotz allem ist der Baudezernent immer noch optimistisch. Insider hatten die Ankündigung des Investors zwar sehr skeptisch aufgenommen, er habe mit der Marriot-Gruppe Verträge für gleich zwei Hotels abgeschlossen. Aber Penner sagt: „Ich habe im Moment keinen Anlass daran zu zweifeln.“ ag