Im Gespräch: Betreutes Wohnen für Azubis im Binnenhafen

150210GelaendeHarburg„In den Kolpinghäusern geht es streng katholisch zu“, sagt ein Harburger Politiker, der sich in der Jugendhilfe gut auskennt. „Dort wird man nicht einmal

ein Kondom finden.“  Ob das stimmt, kann er vielleicht in absehbarer Zeit auf dem Gelände des ehemaligen Harburger Bauhofs selbst testen. Fakt ist, dass sich der Verband der Kolpinghäuser e.V. für das Grundstück Kanalplatz 15 an der Ecke Kanalplatz/Blohmstraße interessiert. Er möchte dort Wohnungen für 70 volljährige junge Menschen bauen, die sich in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden.

Marcel Schweitzer, Sprecher der Behörde für Soziales, Familie und Integration (BASFI) bestätigte auf Anfrage von harburg-aktuell.de das es entsprechende Pläne gibt: „Für die Liegenschaft Kanalplatz 15 gibt es seit Mai 2014 Gespräche mit dem Bezirk Harburg zur Nutzung für eine Jugendwohneinrichtung.“ Grundlage sei Paragraf 13 Absatz 3 SGB VIII, nach dem „jungen Menschen während der Teilnahme an schulischen oder beruflichen Bildungsmaßnahmen oder bei der beruflichen Eingliederung Unterkunft in sozialpädagogisch begleiteten Wohnformen angeboten werden kann“.

Konkret geht es dabei vor allem um Jugendliche, die zuvor über einen längeren Zeitraum pädagogisch betreut wurde oder in Einrichtungen der „Hilfe zur Erziehung“ gelebt haben. Werden sie volljährig, enden die Programme und sie müssen die Wohnungen verlassen. Vielen droht dann die Obdachlosigkeit, weil sie auf dem freien Wohnungsmarkt kaum Chancen haben. Deshalb hatte die BASFI das Projekt „Hier wohnt Hamburgs Jugend entwickelt“ und die Bezirke aufgefordert, geeignete Flächen zu benennen.

Obwohl der Jugendhilfeausschuss mehrfach um Informationen zum Stand des Projekts gebeten hatte, fließen diese bisher offenbar spärlich. Nach Informationen von harburg-aktuell.de soll lediglich im vertraulichen Teil einer Sitzung des Stadtplanungsausschusses einmal darüber gesprochen worden sein und dabei soll auch das Grundstück Kanalplatz 15 genannt worden sein. „Nach meiner Kenntnis gibt es da aber noch nichts Konkretes“, sagt Frank Richter (SPD), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses. Städtebaulich würde das aber passen.

In der öffentlichen Diskussion gab es für das ehemalige Bauhof-Grundstück bis zuletzt andere Prioritäten. Dort sollte ein Parkhaus gebaut werden, in dem vor allem Stellplätze für das geplante Aviation-Center am Kanalplatz nachgewiesen werden sollten. Baudezernent Jörg Penner hatte auch darüber nachgedacht, ob man das Parkhaus zumindest an einigen Seiten mit Büros oder Wohnungen „verstecken“ könnte.  Inzwischen ist das Aviation-Center vorerst auf Eis gelegt worden, es könnte allerdings sein, dass das Hochhaus am Kanalplatz für andere Nutzer doch noch realisiert wird.

Und doch scheinen sich die Pläne für ein Kolpinghaus zu verdichten. BASFI-Sprecher Schweitzer sagt: Eine Entscheidung zur Bereitstellung der Liegenschaft durch den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen steht noch aus, sodass noch keine konkreten weiteren Planungen vorliegen.“ Heinke Ehlers, Vorstandsmitglied der Harburger Grünen, staunte nicht schlecht, als am 19. Januar im Landesjugendhilfeausschuss der aktuelle Stand des Projekts „Hier wohnt Hamburgs Jugend“ vorgestellt wurde und dabei konkret auch das Grundstück Kanalplatz 15 genannt wurde. Jetzt fordern die Grünen einen Bericht im Harburger Jugendhilfeausschuss. ag