Raumnot an der TU: Studenten besetzen ehemaliges Gesundheitsamt

130722Uni1Harburg – Seit Anfang des Jahres steht das ehemalige Gesundheitsamt am Irrgarten leer. Jetzt haben es Studenten der Technischen Universität in Beschlag

genommen. Sie wollen in dem Gebäude lernen, das der Sprinkenhof AG gehört. Die Begründung: Die TU, an der rund 6400 Studenten eingeschrieben sind, platzt aus allen Nähten. Eine Lösung ist in Sicht. Die Sprinkenhof AG will das Gebäude, das ohnehin an die Technischen Universität vermietet werden soll, jetzt kurzfristig der TU überlassen.

Es war eine relativ spontane, aber auch etwas unbedarfte Aktion. Am Montagmorgen rückten die Studenten in dem Gebäude, 130722Uni2die Tür war angeblich offen, ein. Tische und Stühle wurden herbeigeschafft. Dann wurde in den Räumen gelernt. Denn gerade jetzt ist die Raumnot am größten. Während andere Studenten Semesterferien haben, ist bei den angehenden Ingenieuren der TU lediglich „vorlesungsfreie Zeit“. Dann wird an der Technischen Universität in Harburg am härtesteten geackert. Die Studenten bereiten sich auf ihre Prüfungen vor, die in den kommenden Monaten anstehen.

Das Gebäude am Irrgarten haben nicht nur die Studenten, sondern auch die TU bereits länger im Auge. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Räume, die nicht auf oder direkt am Campus liegen, nicht angenommen werden“, sagt TU-Sprecher Rüdiger Bendlin. 130722Uni3Deshalb hatte man angemietete Lernräume im Binnenhafen auch wieder aufgegeben. Das ehemalige Gesundheitsamt dagegen ist ideal. Der Zustand ist ok. Es müssen nur einige Schönheitsreparaturen durchgeführt werden. „Genau solche Räume brauchen wir“, sagt Finn, der an der TU studiert. In einer Mitteilung begründeten die Studenten die Aktion so: "Der Raummangel der TUHH eskaliert in der vorlesungsfreien Zeit, in der sich die meisten Studierenden intensiv in Kleingruppenarbeit auf die bevorstehenden Klausuren vorbereiten. Neben der enormen Lernbelastung, ist der Stress durch überfüllte Räume und Schlangen vor der Bibliothek kaum mehr zu tolerieren."
Auch durch die Umgestaltung des Studiums nach der Bologna-Reform und die damit einhergehende Verschulung sei der Bedarf an Lernräumen stark gestiegen. "In nahezu allen Räumen sitzen Studierende bereits am frühen Morgen. Die infrastrukturelle Ausstattung des Campus hinkt hinter den von Politik und Wirtschaft geforderten ständigen Kapazitätserweiterungen der Studienplätze deutlich hinterher", heißt es in der Erklärung weiter.

Die Sprinkenhof will das Gebäude, das eigentlich erst im kommenden Jahr an die TU vermietet werden sollte, jetzt schnell der TU überlassen. Henning Tants, Vorstandsvorsitzender der Sprinkenhof AG, der am Montag selbst vor Ort war, erklärt, warum man die Studenten nicht einfach drin lässt. „Das ist haftungsrechtlich nicht möglich“, sagt Tants.
So sollte es noch ein paar Tage dauern, bis die TU und damit die Studenten in die Räume einziehen können.

Am Ende blieben die Studenten doch drin. Denn das Angebot anzunehmen, war für die Studenten, die an der Aktion beteiligt waren, nicht ganz einfach. Über mehrere Stunden diskutierten sie, ob man das Angebot annehmen kann und man freiwillig das Gebäude verlässt. Weil die Entscheidungsfindung schwer war, wurde auch ein Ultimatum verlängert. Schließlich gab die Sprinkenhof nach und verzichtete darauf einen Antrag auf Räumung zu stellen. Man hatte an diesem schönen Sommertag offenbar keine Lust auf weiteren Ärger. Die studenten hätten dabei wohl den Kürzeren gezogen. Auf dem Schwarzenberg stand bereits eine Hundertschaft der Polizei für die Räumung bereit. zv