Elbmosaik: Vermarkter kritisiert bisheriges Vorgehen

130525PlanHarburg – Denkwürdige Szene im Harburger Stadtplanungsausschuss: Auf dem Podium, verschanzt hinter einem dicken Pult sitzen Carl-Henning von Ladiges, Leiter des

Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung und sein Chef Jörg Penner, Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt. Zwischen den beiden sitzt Muammer Kazanci, SPD-Bezirksabgeordneter, Ausschussvorsitzender und Jurist. Er hat weder Stadtplanung noch Architektur studiert, ist sozusagen ehrenamtlicher Stadtplaner – im Interesse der Bürger.

Vor dem Triumvirat da oben auf dem Podium steht eine Frau, noch nicht einmal 40 Jahre alt, und erzählt ihnen, was in einem der wichtigsten Wohnungsbauvorhaben des Bezirks, im sogenannten Elbmosaik nördlich des S-Bahnhofs alles schief gelaufen ist und wie man es vielleicht noch – „auch wenn es ein schon laufender Dampfer ist“ –  retten kann. Die IBA Hamburg GmbH hat den Auftrag bekommen, neben der Röttiger-Kaserne auch das Elbmosaik zu vermarkten, und nun trägt Projektkoordinatorin Karen Pein ihre Bestandsaufnahmen, Analysen und Strategieansätze vor.

Schon die IBA-Ideen für das Röttiger-Gelände hatten die Kommunalpolitiker wegen ihrer verblüffenden Modernität begeistert, jetzt skizziert Karen Pein, wie man die Vermarkungschancen für das eher zäh wachsende Elbmosaik verbessern könnte. "Nicht ganz einfach“, konstatiert Pein. „Das vorhandene Planungsrecht ist sehr restriktiv, es gibt einen Anschlusszwang für Fernwärme, dafür aber keine identitätstiftende Elemente wie markante Bauwerke, kaum Möglichkeiten zur Nutzungsmischung, vor allem aber kaum Baufelder für eigentumsfähigen Geschosswohnungsbau.“

Gerade der letzte Punkt schreit nach einer Erklärung. Geschosswohnungsbau? Komm jetzt auch im Elbmosaik noch einen Verdichtung? Alles enger, alles höher? In der Politik ein hochemotionales Thema. Da werden fünfgeschossige Häuser schon mal zu Hochhaus-Monstern hochstilisiert (und der eine oder andere Journalist befeuert diese Ängste auch noch).

Karen Pein bremst solche Überlegungen sofort: „Nein, uns geht es nicht darum, die Wohneinheiten hochzuschrauben.“ Es gehe einzig und allein um ein bedarfsgerechtes Angebot – zum Beispiel für Baugemeinschaften. Es gebe lange Listen von jungen Familien, die sich mit Freunden, „der Oma“ und anderen einzelstehenden Personen aus ihrem Bekanntenkreis zusammengetan haben. Sie möchten gerne zusammenleben, möglichst sogar in einem Haus. Das könne dann gerne auch ein paar Stockwerke mehr haben. Karen Pein: „Ich erlebe es selbst, berufstätig zu sein und auch Mutter. Das funktioniert nur, weil die Omas aus unserem Freundeskreis abwechselnd auf unsere Kinder aufpassen.“

Im Elbmosaik sei allein schon durch das Vergabeverfahren verhindert  worden, dass zwei befreundete Familien ein Doppelhaus beziehen können. Da werde ein restriktives Punkteverfahren angewendet, das eben solche Paarbildung verhindere. Am Nordrand des Elbmosaiks sei Platz für die Projekte solcher Baugemeinschaften.

Schwer zu deuten, was die drei Männer auf dem Podium von allem hielten. Ihre Gesichter verrieten alles und nichts. Eigentlich mussten sie begeistert sein. Aber es regte sich auch höflicher Widerstand. Baudezernent Jörg Penner verwahrte sich gegen den Vorwurf, der Bebauungsplan Neugraben-Fischbek 65 sei restriktiv. Da gebe es schon noch genug Freiheiten. Und Chefplaner Carl-Henning von Ladiges verwies noch einmal auf die Wünsche der Politiker, die eine ziemlich genau Festlegung der einzelnen Bautypen ohne die heute so forcierte „Durchmischung“ beschlossen hatten. ag