Anwohnerinitiative nimmt SPD die Verkehrspolitik aus der Hand

130409VogtRönneburg – Dieser Abend im „Rönneburger Hof“ wird der SPD noch zu denken geben. War der große Saal des Gasthofs beim Casting des Bundestagskandidaten im Herbst

nur zu einem Drittel gefüllt, blieb diesmal kaum ein Platz leer. Gut 120 Anwohner waren der Einladung der „Regierungsfraktion“ in der Bezirksversammlung Harburg gefolgt, und sie gaben ein Votum gegen jeden Versuch ab, die Tempo-30-Zone im Straßenzug Vogteistraße und Jägerstraße aufzuheben. Kein einziger Anwohner konnte sich dagegen für jene Variante erwärmen, die ein Gutachter im Auftrag des Bezirksamt vorgestellt: weg mit der verkehrsberuhigten Zone, weg mit Rechts vor Links, aber durchgehend Tempo 30.

„Das ist ne klare Sache“, musste auch SPD-Distriktsvorsitzender Torsten Fuß feststellen, der sich diesmal anders als noch vor zwei Wochen im Verkehrsausschuss wohltuend moderat gab und weniger einen auf dicke Hose machte. Und es folgten weitere klare Voten: Die Anwohner wollen überall Rechts vor Links, keinen Abbau der Ampeln, dafür Bus-Halt auf der Fahrbahn statt Bushaltebuchten, keine zusätzlichen Radwege, eine klares bauliches Einfahrtportal in die Tempo-30-Zone und Erhalt der jetzt zunächst provisorisch aufgestellten Verschränkungen. Damit waren sie aber noch nicht am Ende.

Fuß und seine Genossen hatten schon für ein Ende der Veranstaltung plädiert, als Anwohnersprecherin Isabel Wiest noch einmal das Wort ergriff und um ein weiteres Votum bat: Wer ist für eine Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen? Klar, das wünschten sich alle. Torsten Fuß warnte aber gleich: „Das werden wir nicht umsetzen können.“ In dieser Frage hatte es schon unmissverständliche Absagen aus dem SPD-Senatsgehege gegeben.

Wie auch immer: Nun will sich also der „Arbeitskreis Verkehr“ der Harburger SPD zusammensetzen und eine Empfehlung für die Fraktion abgegeben. Ende Mai schließlich soll dann die Bezirksversammlung entscheiden.

Nicht alle waren nach der Versammlung „glücklich“. So hatten sich auch eine Handvoll Anwohner der Radickestraße eingefunden, die schon jetzt über eine Zunahme des Verkehrs vor ihrer Tür klagten. „Wie soll das denn erst werden, wenn die Fahrt durch Jägerstraße oder Vogteistraße noch unattraktiver wird?“, fragte eine Anwohnerin in kleiner Runde. Und wenn dann noch das kleine Einkaufszentrum bei Lidl aufgewertet werde, gebe es noch mehr Verkehr. Sie sah jedenfalls die zentrale Forderung der Bürgerinitiative, die Isabel Wiest und ihre Mitstreiter an diesem Abend immer wieder betonten, nämlich die „strikte Durchsetzung von Tempo 30 und die Verdrängung des Durchgangsverkehrs aus unseren Straßen“ durchaus kritisch. ag