Heimfeld: Ein Astronaut zog seine Zuhörer in seinen Bann

130207BirkelHeimfeld - In der Vortragsreihe INNO-Talk im hit-Technopark nahm der  frühere Astronaut Dr. Ulrich Walter seine Zuhörer mit auf die Reise ins Weltall, überraschte sie mit einem

Raumfahrer-Bewerbungstraining zum Mitmachen und demonstrierte, wie mit perfekter Planung auch heute ein Mega-Projekt punkt- und zeitgenau durchgezogen werden kann.


Der Konferenzsaal im hit-Technopark war voll besetzt. Gespannt warteten 120 Zuhörer, viele aus Ingenieur-Unternehmen, aus Wirtschaft oder Wissenschaft, auf Prof. Dr. Ulrich Walter. Ein ehemaliger Astronaut, der Raumfahrt-Professor an der Uni München ist, das war bekannt. „Von der Vision zur Mission“, wollte er sprechen, auch das war aus der persönlichen Einladung für diesen INNO-Talk bekannt. Doch plötzlich befand sich das Publikum mitten im Bewerbungsstress für einen Astronauten-Job bei der NASA. „Wieviele Male biegen die Striche auf diesem Foto links ab?“, fragte Walter. Dreimal, viermal, fünfmal. „Und schon wären Sie durchgefallen!“ „Beobachten Sie diese Zahlenfolgen“, war die nächste Frage. Zwölf Zahlen rasten dabei über den Bildschirm.
„Können Sie nun alle aufzählen, aber rückwärts.“ Schweigen und Erstaunen im Saal.

Ulrich Walter hatte „gewonnen“ – die Zuschauer hingen an seinen Lippen. Gebannt verfolgten sie die Vorbereitungsrituale zur einer Weltraummission, punktgenau und mit festen Zielen ausgestattet. 10.000 beteiligte Personen – und dennoch klappt alles zum geplanten Zeitpunkt. Walter: „Flughafen Berlin oder Elbphilharmonie – solche Verzögerungen kann sich kein Raumfahrprojekt leisten.“ Anhand von vorgeschriebenen Logbüchern werde jeder Schritt, jeder Aktion bestimmt – selbst die Schlafzeiten im Shuttle – und bis zur absoluten Perfektion eingeübt. Fünf Jahre Training am Stück. Von den 90 vorgeschriebenen Tests, die Physiker Walter dann 1993 während seines zehntägigen Weltraumflugs und auf der internationalen Raumstation durchführen musste, wurden 89 mit Erfolg beendet. Von der Vision zur erfüllten Mission.

Jeder im Saal spürte, wie Ulrich Walter, 1954 in Iserlohn geboren, für die Raumfahrt lebt und noch immer brennt. Selbst sensible Themen wie Spuckattacken mit kleinen braunen Klümpchen bei den Schwerelosigkeits-Test konnte der charismatische Ex-Astronaut humorvoll rüberbringen, ebenso wie die Auseinandersetzung mit dem verbliebenen Restrisiko einer Mission. Die liege immerhin bei 1:100. Hundert Raketenstarts – ein Unfall, wahrscheinlich tödlich. „Wir waren sicher, dass jeder einzelne das Beste tat, wenn es ums Überleben geht.“ In regelmäßigen Face-to-Face-Meeting fragten die Astronauten ihre verantwortlichen Techniker nach auftretenden Problemen. Motto: Du brauchst uns, wir brauchen dich! Ulrich Walter: „Nur mit der optimalen Motivation und einer perfekten Planung kann ein Raumflug überhaupt erfolgreich sein!“ Was der Astronaut wiederum als kleinen Hinweis für die anwesenden Unternehmen verstand. Und sie haben seine Visionen zur Mission verstanden.