Neues Konzept soll Schwarzfahrern das Leben schwer machen

110308hvv Harburg - Der Hamburger Verkehrsbund (HVV) sagt Schwarzfahrern den Kampf an. Seit dem 7. März heißt es für alle Buspendler: "Bitte vorne einsteigen und Fahrkarte vorzeigen." Mit dem Pilotprojekt "Einstieg vorn" wird ab sofort

im Bereich Harburg und Bergedorf ein neues Fahrkarten-Prüfsystem praktiziert, dass die Quote von Schwarzfahrern deutlich senken soll. Die war in den vergangenen Monaten so hoch, dass sich der Hamburger Verkehrsbund zum Handeln gezwungen sah.

 

Bei routinemäßigen Kontrollen wurden teilweise zweistellige Schwarzfahrerquoten festgestellt, der HVV wird mit dem ausgearbeiteten Konzept rund fünfzig Prozent mehr Kontrollen durchführen. Wie viel Geld dem Verbund durch Schwarzfahrern "flöten" geht, erklärt HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner: "Im Interesse von ehrlich zahlenden Fahrgästen kann der HVV Schwarzfahrer nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn jährlich entgehen dem Verbund 20 Millionen Einnahmen."

Eine Woche lang werden Fahrgäste an besonders stark frequentierten Bereichen, wie dem Harburger Bahnhof, von Mitarbeitern der Hochbahn Wache begleitet. Mehrere Prüfer weisen Fahrgäste darauf hin, dass nur noch vorne eingestiegen werden darf. Ulrich Sieg, Vorstand der Hamburger Hochbahn AG, sagt: "Uns ist es wichtig, die Fahrerinnen und Fahrer während der Testphase zu unterstützen. Deshalb werden zum Start des Projekts zusätzliches Personal an viel genutzten Haltestellen für Hilfe und Unterstützung sorgen." Außnahmen stellen Frauen mit Kinderwagen und Fahrgäste mit Rollator bzw. Fahrrädern dar. Diese dürfen weiterhin in der hinteren Tür einsteigen, müssen aber vorne ihre Fahrkarte vorzeigen.

Nur wie kommt das neue Kontroll-System bei den Fahrgästen in Harburg an? Andrea Yazici die mit ihrem Kinderwagen am Dienstag an der Bushaltestelle Harburger Ring wartete, sagte: "Ich darf mit meinem Kinderwagen weiterhin hinten einsteigen, muss meine Karte hochhalten oder vorne vorzeigen. Für mich ist das völlig unproblematisch." Eine ältere Dame findet sogar Gefallen an dem Pilotprojekt: "Wir zahlen immer und andere fahren schwarz - das kann ja auch nicht sein."

Morgens und Abends, wenn die meisten Leute die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, könnten lange Warteschlangen allerdings zu Verzögerungen führen. "Also ich bin heute morgen schon nach Harburg gefahren, musste aber nicht länger warten als sonst", erzählt die Dame die schon ihr Fahrticket bereit hält. Am Busbahnhof gegenüber vom Phoenix-Center herrscht ganz besonders großer Andrang. Ein Prüfer kann aber nur Positives berichten: "Wir werden eine Woche lang, die Fahrgäste begleiten, um für einen einwandfreien Ablauf zu sorgen. Bisher haben wir keine Probleme, die Leute nehmen das Projekt gut an."

Es gibt aber auch kritische Stimmen: Drei ältere Damen, die in einem Bushäuschen sitzen, sind geteilter Meinung: "Ich finde das neue Projekt durchaus sinnvoll, 20 Millionen Euro Verlust, dass ist viel." "Das ist doch nur ein Wind-Ei", entgegnet eine andere Dame mit Einkaufstüten. "Die Busfahrer haben doch keine Zeit, die Tickets vernüftig zu überprüfen. Außerdem kann sich immer mal einer hinten durchschleichen. Der HVV bräuchte einfach mehr Kontrolleure", fügt sie an ehe sie in den Bus steigt.

Während der einjährigen Testphase wird der HVV das Funktionieren und die Wirkung des Vorne-Einsteigens bewerten. Danach werden  Schwarzfahrer-Quote, Fahrgeldeinnahmen, sowie mögliche Verzögerungen verglichen. Der HVV erhofft sich eine Senkung der Schwarzfahrerquote von 1,5 Prozent und Mehreinnahmen von mindestens sechs Millionen Euro. In anderen Städten wie Dortmund, Berlin, Bochum und Leipzig findet das Konzept bereits Verwendung. Vielleicht  reiht sich schon bald Harburg in die Liste mit ein. (pw)