Ideen-Hopping für Noch-Bolero: Jetzt soll es ein Seniorenheim werden
Der Gebäudekomplex mit dem Bolero oberhalb des Marktes. Foto: zv

Ideen-Hopping für Noch-Bolero: Jetzt soll es ein Seniorenheim werden

Harburg – Nach langem Stillstand tut sich was am Westrand des Harburger Wochenmarkts. Die AVW Immobilien AG, die in der ganzen Republik

„Immobilien mit innovativen Nutzungskonzepten“ entwickelt, hat sich jenes, in die Jahre gekommene Gebäude vorgenommen, in dem Harburgs angesagte Freizeitlocation „Bolero“ dank behördlich beschnittener Nutzungsmöglichkeiten vor sich hin dümpelt, in dem die marode Markttoilette die letzten Kunden vergrault, in dem man Pornofilme, aber auch Wolle in jedem Farbton kaufen kann.

Die AVW hat vor, ein komplett neues Gebäude zu bauen, dabei zugleich die Lücke zum Ärztehaus zu schließen. Die Idee war, an dieser zentralen Stelle ein Studentenheim zu errichten. Inzwischen sind Edward Martens, der im September zum neuen Vorstandsmitglied der AVW berufen worden war, Zweifel gekommen, ob das eine gute Idee war. Im Stadtplanungsausschuss sagte er: „Wenn ich mich in Harburg umschaue, werden zurzeit eine Reihe von Studentenheimen geplant oder schon gebaut. Die Frage ist, ob der Markt vielleicht schon gesättigt ist.“ Er könne sich an dieser Stelle auch ein Seniorenheim vorstellen.

Das hätte Folgen. So müsste das Konzept noch einmal überarbeitet werden, denn Wohnungen für Studenten sollen preisgünstig sein, Senioren würden dagegen kaum auf Balkons verzichten. Außerdem: Geplant sind auch Räume für Gastronomie und einen Vollsortimenter.

Den Kernkonflikt brachte Britta Herrmann von den Grünen auf den Punkt: „Mit seiner großen Terrasse konnte das Bolero früher vor allem im Sommer mit einem unvergleichlichen Stadtgefühl locken. Ist so eine Freifläche in einem Neubau auch vorgesehen?“ Martens wollte das nicht direkt verneinen, die ehrliche Antwort wäre wohl gewesen: „Eher nicht!“ Man stelle sich mal eine laue Sommernacht vor, auf der Terrasse des Lokals werden Caipis geschlürft, dazu Gespräche, Begrüßungen, knallende Autotüren und darüber Senioren, die keinen Schlaf finden.

Der Vollsortimenter könnte Edeka Niemerszein sein, der jetzige Laden an der Südseite des Sands ist vielen Kunden zu eng. Dieser Umzug würde ein weiteres Problem nach sich ziehen: Wie soll die Belieferung des Supermarkts geregelt werden? Wo kann ein Sattelschlepper gefahrlos rangieren? Nervt die Anlieferung in den frühen Morgenstunden die Senioren?

Egal wie: Die AVW sucht jetzt in einem kleinen Wettbewerb ein Unternehmen, das das Projekt realisiert. ag