Obdachlose in Harburgs City: Freitagmorgen war Abtransport
Obdachlose Osteuropäer, die im Fußgängertunnel schliefen. Foto: zv

Obdachlose in Harburgs City: Freitagmorgen war Abtransport

Harburg – Die Aktion fand im Morgengrauen statt. Mit angemieteten Transportern haben Mitarbeiter des Fachamtes Management des öffentlichen Raumes am Freitagmorgen

Obdachlose weggebracht, die in den vergangenen Wochen den Fußgängertunnel zwischen Sand und Rathausplatz, sowie andere Plätze in der Harburger Innenstadt zum Campieren genutzt haben. Sie wurden nach St. Georg gebracht. Dort hat Plata seinen Sitz. Die Einrichtung musste geschaffen werden, um sich um die vielen mittellosen EU-Bürger aus Südosteuropa zu kümmern, die auf Hamburgs Straßen leben. Dort wird versucht werden, die Männer aus Harburg im Winternotprogramm unterzubringen oder sie zur Rückkehr in die Heimat zu bewegen und sie dabei zu unterstützen.

Für Harburg war es in dieser Form ein neues Phänomen. Obdachlose hatten die Harburger Innenstadt zu ihrem „Schlafzimmer“ gemacht. Zuletzt war die Zahl Männer, die auf der Straße hausten auf über ein Dutzend angewachsen. Rechtlich ist es schwer, dagegen vorzugehen. Ein Brennpunkt wurde der Fußgängertunnel zwischen Rathausplatz und Sand. Aber selbst neben der Schillerbüste vor der Commerzbank schliefen tagsüber Männer in Schlafsäcke gehüllt mitten auf dem Platz.

{image}Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hatte die Problematik bereits im letzten Hauptausschuss der Bezirksversammlung angesprochen. Danach sind es hauptsächlich Rumänen oder Bulgaren, die auf der Straße schliefen. Sie sind als EU-Bürger im Rahmen der Freizügigkeit, die seit Anfang 2014 auch für sie gilt, nach Harburg gekommen. Das Problem: Sie hatten in Deutschland nie eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Damit haben sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen.

Die Polizei hatte sich ebenfalls mit dem Problem befasst. Fast täglich waren Beamte deswegen unterwegs und kontrollieren die Männer. Mehr war nicht drin – nicht nur wegen der Sprachbarriere, sondern wegen des ungezügelten Alkoholkonsums. „Sie waren in der Regel nicht richtig ansprechbar“, sagte ein Polizist. Das Thema wurde auch in der Sicherheitskonferenz behandelt. Dort will man wissen, dass für die Männer, die bislang im Tunnel hausten, Werte von oft deutlich über 3 Promille nicht ungewöhnlich sind.

Der exzessive Alkoholkonsum brachte sämtliche unangenehmen Nebenerscheinungen mit sich. Man hatte es förmlich in der Nase, wenn man die unterirdische Verbindung der beiden wichtigsten Harburger Plätze nahm. Es roch aufdringlich nach Urin. Es war dreckig. Es war für die meisten Menschen unangenehm. Das jemand direkt durch die Männer belästigt wurde, wurde nicht bekannt. So waren es „Notmaßnahmen“, die die Obdachlosen in Trab halten sollte. Reinigungsaktionen im Tunnel gehörten dazu. Das Konzept ist alt. Auf dem Spielbudenplatz auf St. Pauli hatte man bereits vor Jahren es der sich auf den Bühnen festgesetzten Trinkerszene durch dauernde Reinigungsaktionen mit Wasser ungemütlich gemacht.

Die Szene hatte sich noch einmal vergrößert, nachdem mehrere der Männer, die zuletzt in der Harburger Innenstadt hausten aus dem Ortskern von Neugraben vertrieben wurden. Das sie danach in Harburg mit Schwerpunkt am Rathausplatz gelandet sind, der seit Jahren ein Treffpunkt der Trinkerszene ist, dürfte für viele kein Zufall gewesen sein.

Jetzt hoffen Anlieger und Behörden, dass die Männer die Angebote annehmen. Dass das Winternotprogramm ein „Auffangbecken“ ist, ist nicht neu. Laut Sozialbehörde hatten zuletzt deutsche Obdachlose unter zehn Prozent der Belegungen ausgemacht. zv