Verwaltungsauskunft deckt auf: Beachclub-Träume können platzen

BeachclubLHarburg – Hat die Verwaltung Beachlub-Betreiber Heiko Hornbacher eine Schrottfläche als Ersatz für die Veritasbeach angedreht? Offenbar ja. Denn am Treidelweg

kann gar nicht ein Beachlub zu den gedachten Bedingungen entstehen. Die Kaimauer ist so stark beschädigt, dass nur mit deutlich höheren Kosten als gedacht an der Stelle eine Realisierung möglich ist.

Das geht aus der Antwort des Bezirksamtes auf eine Anfrage der Linken hervor. Danach hatte eine Überprüfung mehrerer Kaimauern im Binnenhafen bereits Anfang des Jahres ergeben, dass nicht nur die Spundwand, sondern auch tragende Holzpfähle so stark geschädigt sein dürften, dass die Kaimauer keine Lasten mehr tragen kann.

Den schwarzen Peter schiebt die Verwaltung Hornbacher zu. Man hätte dem Gastronom bereits im Frühjahr 2015 empfohlen die Kaimauer untersuchen zu lassen. „Das ist Quatsch“, sagt Ralf-Dieter Fischer, der als Rechtsanwalt seinen Schwager Hornbacher vertritt. Er vermutet, dass die Verwaltung ihre Schuld an der Beachclub-Misere abwälzen will. Laut Fischer hatte die Verwaltung selbst den Standort Treidelweg als Ausweichfläche für die Veritasbeach vorgeschlagen. Man sei davon ausgegangen, dass der Baudezernet auch wusste, was er da anbietet. Schon damals war zwar klar, dass die Kaimauer Macken hat. Ein Podest aus Holz sollte die Lösung sein, die mittlerweile nicht mehr tragfähig ist.

Dass der Treidelweg nicht unproblematisch war, dämmerte Hornbacher schon bevor kurz bevor der Mietvertrag unterzeichnet wurde. Vermieter ist die Sprinkenhof, die für die Stadt die Liegenschaft verwaltet. Kurz vor der Unterschrift unter dem Mietvertrag kam laut Fischer heraus: Die Kaimauer gehört gar nicht zu dem Grundstück. Sie ist als eigenes Flurstück eingetragen. Eigentümer ist der Bezirk. Der hatte nach Erinnerung Fischers vorher niemals ein Sterbenswörtchen über die Eigentumsverhältnisse fallen lassen, was wiederum den Verdacht nährt, dass sich dort niemand mit der Kaimauer eingehend beschäftigt hatte. Das musste die Harburger Verwaltung auch jahrelang nicht. Der Binnenhafen gehört erst seit 2011 zum Bezirk. Vorher war Hamburg Port Authority zuständig. Die letzte Untersuchung der Kaimauer stammt aus 2007. Gesicherte Erkenntnisse über den Zustand der Kaimauer mussten von damals stammen. Das bedeutet aber auch, dass der Bezirk sein neues Eigentum überhaupt nicht richtig unter die Lupe nahm, bevor es überlassen wurde. Damit hatte die Verwaltung Hornbacher die Kaimauer im Sack mieten lassen, als der Vertrag mit der Sprinkenhof, die mittlerweile die Kaimauer mit und ohne Aufpreis vermieten durfte, bereits im vergangenen Herbst unterschrieben wurde.

Eine der Bedingungen im Vertrag ist, dass Hornbacher umgehend einen Bauantrag stellen muss. Der kann jetzt, wie die Verwaltung feststellte, nicht erteilt werden, „da der Nachweis der Tragfähigkeit der vorhandenen Kaimauer nicht geführt werden konnte“. Die Crux: Die Verwaltung will schnell entscheiden, sprich den Bauantrag ablehnen, weil Hornbacher ihn eingereicht hat, was er wiederum laut Mietvertrag musste.

Eine tragfähige Lösung wäre, auch das Ergab die Antwort auf die Anfrage, teuer. „Gegen das Bauvorhaben bestehen keine grundsätzlichen Bedenken, sofern die beabsichtigten Holzdecks separat hinter der Kaimauer oder auf Pfählen vor der Kaimauer gegründet werden. Dies wäre aber mit erheblichen Mehrkosten für den Betreiber verbunden“, lasst der Bezirk die Linke in der Antwort auf die Anfrage wissen. Die nutzt die Antwort für den Versuch der Großen Koalition (GroKo) eins einzuschenken. „Ende des vergangenen Sommers ließ sich die Groko als Retter des Beachclubs feiern, wohlwissend, dass die abschließende Begutachtung des Baugrundes noch ausstand und nicht vom Betreiber selbst vorgenommen wurde“, vermerkt süffisant Linken-Abgeordneter André Lente, der sich dabei auf die Antwort der Verwaltung stützt. Fischer kontert: „Vielleicht hat die Verwaltung ja um die Probleme und Anforderungen gewusst. Wir zu dem Zeitpunkt nicht.“ Ohnehin findet Fischer es mehr als merkwürdig, dass eine Verwaltung selbst eine Ausweichfläche anbietet, ohne überhaupt zu wissen, ob sie geeignet ist.

Was allen langsam dämmert: Das Problem könnte der Todesstoß zumindest für die kommenden Jahre nicht nur für den Beachclub Treidelweg, sondern überhaupt im Binnenhafen sein. Die die Zeit am Treidelweg ist bis zur Sanierung der Kaimauer limitiert. 2019 oder 2020 soll damit begonnen werden. Bis dahin müsste der Beachclub die Investitionen einspielen, für deren Realisierung faktisch ein Jahr verplempert worden ist. Das ist bei den anstehenden Mehrkosten, deren Finanzierung in keiner Weise klar ist, für Gastro-Kenner illusorisch. Eine Lösung wäre ein Beachclub an anderer Stelle. Aber auch das ist nicht einfach. Laut Fischer sei Baudezernent Jörg Heinrich Penner mit der Identifizierung von Plätzen für die Notlösung im Binnenhafen beauftragt worden. Neun eingeforderte Vorschläge sollen gemacht worden sein. Sieben sind nach Ansicht Fischers nicht ansatzweise umsetzbar. Ob es eine Lösung geben wird, die einen Beachclub nicht nur in diesem Restjahr, sondern auch bis zur Sanierung der Kaimauer am Treidelweg und der Fertigstellung um 2022 ermöglicht, ist zumindest fraglich. zv

Veröffentlich 7. Juni 2016