Jung, bayerisch, schwul: Harburg hat einen neuen Gildekönig

140621GildekoenigHarburg – Jung, bayerisch, schwul und ein echter Schützen-Jung. Ulf Schröder (33), ist der neue König der Harburger Schützengilde von 1528. Um 17.28 Uhr holte er mit

dem 1635. Schuss den Rumpf runter. Jubel im Schießstand, in dem er seit 15 Uhr mit Jörg Geffke, Konrad Bader und Ingo Mönke um die Königswürde geschossen hatte.

Ulf Schröder ist Schütze durch und durch. Mit elf Jahren trat er in den Schützenverein Meckelfeld ein. Seit 16 Jahren ist er Mitglied der Harburger Schützengilde. Sein Geld verdient er bei der AOK in München. Das ist für ihn 140621Gildekoenig3ist der von Harburg doch recht weit entfernte Arbeitsplatz kein Problem. „In diesem Jahr werden ich die meiste Zeit hier in Harburg sein“, sagt der neue Gildekönig, der am Abend von Bezirksamtsleiter Thomas Völsch proklamiert wurde. Die beiden sind Genossen. Ulf Schröder ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Schwusos, der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD. Da war es sicherlich ein gutes Omen, das direkt zur Proklamation ein Regenbogen am Himmel über dem Schwarzenberg leuchtete.

„Ich freue mich auf mein Königsjahr“, sagt Ulf Schröder, der die erste bekennend schwule Schwule Majestät und zweitjüngste König der Harburger Schützengilde ist. „Die Harburger Schützengilde liegt mir wirklich am Herzen.“

Tatsächlich dürfte der 33-Jährige eine große Chance für die fast 500 Jahre alte Harburger Schützengilde, eine der älteren in Deutschland, sein. Ein junger, schwuler König wird der Gilde eine Aufmerksamkeit wie lange nicht mehr bringen und das Image beeinflussen. „Ich möchte in meiner Zeit als König dazu beitragen Nachwuchs für die Harburger Schützengilde zu generieren“, sagt Schröder. 140621Gildekoenig2Dazu hat er alle Voraussetzungen. Der für Gilde-Verhältnisse junge Mann ist außerordentlich gut vernetzt - politisch und auch im Schützenwesen. In München, seinem Wohnort, ist in der Hauptschützengesellschaft München e.V. und der Schützengesellschaft Nußhäher e.V.  aktiv. Im Raum Harburg hat er gute Verbindungen zu mehreren Schützenvereinen.  Andere Aktivitäten gehen in eine andere Richtung. So engagiert sich der neue Gildekönig auch beim Hamburg PRIDE e.V., dem Verein, der den Christopher Street Day (CSD) in der Hansestadt ausrichtet, der in diesem Jahr am 2. August stattfinden wird.

Die bayerischen Kontakte werden der Gilde auch eine ganz besondere Reise beschweren. „In diesem Jahr“, sagt Schröder, „möchte ich mit einer Abordnung zum Münchener Oktoberfest.“ Klar stellt sich jetzt jeder eine Frage: Wie haben die Harburger Schützen auf eine schwule Majestät reagiert? Der erste Patron Dr. Enno Stöver fasste es in zwei Worte zusammen: "Kein Problem." zv
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