Innenstadtbelebung: Ein Vortrag mit viel heißer Luft

150427VortragHarburg - Es konnte einem so richtig schön warm werden, bei dem Vortrag von Dr. Daniel Lang (Foto), für transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung am gleichnamigen Institut

der LEUPHANA Universität Lüneburg. Denn das, was er in seinem knapp einstündigen Vortrag zum Thema „Wie der Einzelhandel in Innenstädten überlebt“ im Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Tourismus vortrug, war, wie es ein Zuhörer empfand, „heiße Luft“.

Man durfte tatsächlich enttäuscht sein. Tatsächlich hatte der Professor wenig zur Lösung der Harburger Probleme beizutragen. Stattdessen gab es Allgemeines, wie die Empfehlung der Initiative „by local“, die die einleuchtenden, aber selbst den Laien nicht überraschenden Erkenntnis als Konzept hat, das Einkäufe beim örtlichen Einzelhandel den Einzelhandel stützen. Dazu gab es Infos rund um die Situation in Lüneburg, wobei der Vergleich der Salzstadt mit Harburg schon angesichts der Architektur so etwas wie der Vergleich von einem schrumpeligen Apfel mit einer prallen Birne ist.

Garniert war der Vortrag mit Schlagwörter wie „nachhaltig“, „Netzwerk“ oder einen Werbefilm, bei dem ein Eichhörnchen als Vorbild für den Einzelhandel herhalten muss und das Internet als Staubsauger dargestellt wird, der Geld aus der Region abzieht. Die Message im Spot war das Appell lokal wie das Eichhörnchen zu agieren. Läden, die ihre Waren im Internet anbieten und mit ihrem Zwergenshop Amazon und Co. Paroli bieten sollen, Geschäfte, in denen man Spiele aus- oder Sachen anprobieren kann, um sie dann zu bestellen (Gibt es schon - die heißen dann Showroom) oder Auslieferungen per Fahrrad als Event hochzustilisieren, waren weitere Ausflüsse des Vortrags.

Der Vortrag ist vielleicht auch ein Ausfluss der Ideenlosigkeit der Ausschussmitglieder. Jürgen Marek von den Grünen zeigte, dass man nicht Lösungen für die Probleme von heute sucht, sondern den Zustand von früher wieder haben will. So macht man ECE mit für den Niedergang des Einzelhandels in der Lüneburger Straße verantwortlich und blendet dabei aus, dass ECE kein Händler, sondern Vermieter ist und sich im Phoenix-Center zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte aneinander reihen und dass die Lüneburger Straße nicht nur architektonisch, sondern auch vom Zuschnitt der Geschäfte oder einem miesen Parkplatzangebot nicht das ist, was Händler als Standort vorziehen.

Vielleicht hätte man lieber Stefan Sohl vom Genussladen Sohl einladen sollen, um etwas über inhabergeführte, kleine Einzelhandelsgeschäfte zu erfahren. Der ist am Sand erfolgreich, führt ein Angebot, dass nicht nur für, sondern auch aus der Region ist, und feierte kürzlich sein fünfjähriges Bestehen. zv