Lange Sitzung behindert "weihnachtsmarktpolitisches Thema"

141121OpeningHarburg –  Schade! Am Montagabend ist ein weiterer Versuch gescheitert, Harburgs Bezirksabgeordnete und die Harburger Bürger wieder ein wenig zusammenrücken zu lassen.

Dagmar Overbeck (SPD) hatte wie berichtet die durchaus ehrenwerte Idee, ihren Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus – also mitten im Volk – tagen zu lassen. So richtig gut war die Idee denn doch nicht, weil es in jeder Ausschusssitzung auch einen vertraulichen Teil gibt, in dem zum Beispiel über Projekte berichtet wird, die noch vor den Ohren der Konkurrenz geschützt werden sollen. Außerdem sollten die Macher des Business Improvement Districts Lüneburger Straße über ihre Arbeit berichten, was vermutlich im Schein der bunten Buden und im Gebimmel des Karussells untergegangen wäre.

Also hatte man sich entschlossen, den Ausschuss im Rathaus tagen zu lassen, mit dem vertraulichen Teil zu beginnen, dann öffentlich die Leute vom BID anzuhören, um sich schließlich für einen einzigen Tagesordnungspunkt doch noch unters Volk auf dem Weihnachtsmarkt zu mischen. Ausschussvorsitzende Dagmar Overbeck wollte dafür extra ein „weihnachtsmarktpolitisches Thema“ (ja, das hat sie wirklich gesagt) auf die Tagesordnung setzen.

Die Sitzung begann also im Rathaus, erster Stock, Raum 118. Das war der erste Fehler. Dieser Raum ist für öffentliche Sitzungen ungeeignet. Für Referenten und für „das Volk“ steht gerade einmal eine Handvoll Sitze bereit, gedrängt in einer Ecke, mit der Bewegungsfreiheit einer Legebatterie. Journalisten scheinen überhaupt nicht erwünscht zu sein, sie müssen ihre Knie als Schreibunterlage nutzen, in der einen Hand den Kuli, in der anderen die Kamera. Wehe dem, der mit einem Laptop arbeiten will! In Raum 118 kann man jedenfalls keinen für Politik begeistern.

Wenn es räumlich auch sehr eng zuging, an Zeit schien es nicht zu mangeln. Und das war der zweite Fehler. Zuerst schien sich der vertrauliche Teil unendlich in die Länge zu ziehen – zum Ärger der drei Referenten und der drei Bürger, die auf dem Flur warten mussten. Wer ein mobiles Kommunikationsendgerät dabei hatte, erfuhr noch während der Wartezeit durch Facebook, dass sich da drinnen alles verzögerte, weil Dezernent Jörg Penner bei seinem Vortrag nicht mit einem technischen Gerät umgehen konnte. Aber das war ja vertraulich, wir können das also nicht öffentlich behaupten. Es muss ja auch nicht stimmen.

Als sich der Ausschuss dann endlich unters Volk mischte, war es 20 Uhr. Der „stille Montagsprotest“ (diesmal 55 Teilnehmer) hatte sich bis auf eine Frau längst aufgelöst, und die Buden des Weihnachtsmarkts machten gerade dicht. Die Politik hatte das Volk gesucht, aber das war schon weg! Schade! Schade auch, weil der kurze Lagebericht von Weihnachtsmarkt-Organisatorin Anne Rehberg wirklich eindrucksvoll war. Anders als die Märkte in der Hamburger City, auf denen es vor Tages-Touristen nur so wimmele, wollen die Harburger jeden Tag neu erobert werden. Das funktioniere deshalb so gut, weil viele Harburger in das anspruchsvolle Programm des Weihnachtsmarkts eingebunden werden. Wenn nun einer noch gesagt hätte, Anne Rehberg habe es dank ihres unermüdlichen Einsatzes, ihrer außerordentlichen Kreativität und vor allem ihrer Liebenswürdigkeit geschafft, den Harburger Weihnachtsmarkt auch gegen einige Widerstände und trotz einiger Widrigkeiten im Laufe der Jahre zu einer Attraktion mit ganz spezieller Atmosphäre zu entwickeln, dann hätte keiner widersprochen. ag