Macht die SPD Harburg zum Sprungbrett für "Versorgungsfälle"?

120413EgloffHarburg - Eigentlich wollte die SPD das heiße Eisen erst im Herbst anpacken, die Debatte um den nächsten Harburger Bundestagskandidaten nimmt aber jetzt schon an Fahrt auf. Seit vor einer Woche der Wilhelmsburger

Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi den Hut in den Ring geworfen und sein Interesse an der Nachfolge des Langzeit-Abgeordneten Hans-Ulrich Klose (seit 1983 im Bundestag) bekundet hat, ist das Thema auch bei den Harburger Genossen kein Tabu mehr.

 

Während sie das Vorpreschen von Hakverdi eher belächeln, nehmen sie ein anderes Szenario sehr ernst. Demnach hat „König Olaf“ die Devise ausgegeben: Alle aktuellen Bundestagsabgeordneten sollen als Direktkandidaten in einem Wahlkreis  antreten, es sei denn, sie wollen wie Klose nicht mehr.

Und da gibt es einen „Versorgungsfall“, nämlich den früheren Kurzzeit-Landesvorsitzenden (2007 bis 2009) Ingo Egloff. Bei der Bundestagwahl 2010 war er noch in Wandsbek angetreten, hatte aber gegen den CDU-Kandidaten Jürgen Klimke verloren. Als dann Olaf Scholz Bürgermeister wurde, durfte Egloff über die SPD-Landesliste doch noch nach Berlin. Dafür ist in Wandsbek jetzt kein Platz mehr für ihn, dort soll die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Ehefrau von Innensenator Michael  NeumannAydan Özoguz, antreten. Wohin also mit Egloff ? Ab in den schönen Süden nach Harburg!

Darauf sollen sich zumindest der trotz des Skandals um das Methadon-Opfer Chantal immer noch mächtige SPD-Mitte-Chef Johannes Kahrs und Schulsenator Ties Rabe aus Bergedorf verständigt haben. Rabe hat schon deshalb ein Wörtchen mitzureden, weil Harburg mit Bergedorf und auch Wilhelmsburg nur ein gemeinsamer Wahlkreis zugestanden wird.

Der Egloff-Plan bringt den früheren Harburger SPD-Kreisvorsitzenden Harald Muras zum Schäumen: „Wenn das tatsächlich so kommt, werde ich mich für eine Mitgliederbefragung einsetzen. Und wenn das nicht klappt, trete ich zur Not auch noch selber an.“ Der letzte Satz war wohl nicht ganz ernst gemeint, aber Muras will auf jeden Fall keinen Kandidaten-Import, sondern einen, der „im Wahlkreis verwurzelt ist“. Damit meint er wohl den Kreisvorsitzenden Frank Richter. Er wäre der „logische“ Kandidat, hält sich aber weiter bedeckt. Bisher sein einziger Kommentar: „Die Debatte kommt zu früh.“ mz