Experten: Wenig Interesse von Auswärtigen an Harburgs Wohnungen

120330ElbmosaHarburg - Der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses, Muammer Kazanci (SPD), muss nur mit einem Ohr zugehört haben. Nach der Sitzung vermeldete er nämlich, unabhängige Experten aus der Wohnungswirtschaft

hätten die Forderungen seiner Partei nach einem verstärkten Wohnungsbau bestätigt. Das stimmt auch, Sie übten aber auch verhaltene Kritik an einzelnen Projekten des Senats.

 

So meldete Joachim Bode, Vorstand des Eisenbahnbauverein Harburg (EBV) leise Zweifel an der Entscheidung des Senats an, wegen der hohen Erschließungskosten pro Wohnungseinheit auf dem Gebiet der Röttiger-Kaserne verstärkt auf verdichteten Wohnungsbau zu setzen. Bode: „Finanzierungen im Wohnungsbau rechnen sich nie kurzfristig, eher über mehrere Jahrzehnte.“ Bei solchen Zeiträumen seien die Erschließungskosten nur ein kleinerer Kostenfaktor.

Wie Bode bestätigten allerdings auch Gerd Höft von der Süderelbe Wohnungsbaugenossenschaft sowie Heinz Stanislawski und Petra Neykov von der Saga GWG, dass ihr Wohnungsbestand nahezu komplett vermietet sei. Wenn tatsächlich mal eine Wohnung leer stehe, sei gerade eine Sanierung geplant. Der EBV hat zurzeit im Bezirk Harburg rund 3.200 Wohnungen im Bestand, die Saga knapp 13.000 und die Süderelbe rund 3.400. Frei werdende Wohnungen würden innerhalb weniger Tage vermietet. Bei offenen Besichtigungsterminen gebe es zum Teil hundert und mehr Bewerber. Bode: „Im Internet dauert es sogar nur Stunden, und es haben sich mehrere hundert Interessenten gemeldet.“ Das Angebot werde dann gleich wieder aus dem Netz genommen, weil man sonst viel zu viel Arbeit mit den Absagen habe.

Sämtliche Wohnungsbauexperten bekräftigten auch den Eindruck, der Harburger Wohnungsmarkt sei ein geschlossener Markt. Bewerber, die noch nördlich der Elbe wohnen, gebe es auch kaum. Gelegentlich gebe es mal nach Nachfragen aus dem Landkreis. Sie relativierten damit auch eine Aussage von Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD), der in der Bezirksversammlung behauptet hatte, im Elbmosaik werde nicht für die Neugrabener oder Fischbeker gebaut, sondern von Menschen, die „zu uns in den Süden kommen sollen“. Völsch wollte damit die Schließung der Bauprüfabteilung im früheren Ortsamt Süderelbe schönreden.

Der SPD-Senat will pro Jahr 700 neue Wohnungen in Harburg bauen. Kazanci: „Wir unternehmen große politische Anstrengungen, um dieses Ziel im Bezirk zu erreichen. Ich würde mich freuen, wenn alle Parteien konstruktiv an der Lösung dieser gesellschaftlichen Aufgabe mitwirken.“ mz