Bezirksamtsleiter: Geräuschlose Wiederwahl oder Schlamschlacht?
Bezirksamtsleiter Thomas Völsch. Foto: Andre Zand-Vakili

Bezirksamtsleiter: Geräuschlose Wiederwahl oder Schlamschlacht?

Harburg – Die Große Koalition aus SPD und CDU will in der nächsten Sitzung der Bezirksversammlung am 26. September Bezirksamtsleiter Thomas Völsch für eine zweite Amtszeit von sechs Jahren wählen.

Zuvor hatte sich Völsch im Gespräch mit den Fraktionsvorständen zu einer Kandidatur bereit erklärt. Die Ankündigung wird und soll dem 59 Jahre alten Sozialdemokraten den Rücken stärken: Völsch kämpft seit Monaten gegen eine Krebserkrankung. Er macht dies mit großer Disziplin und bewundernswerten Würde, lässt kaum einen öffentlichen Termin aus, war am Wochenende sogar beim Konzert der Rolling Stones im Stadtpark und beteiligt sich immer wieder an Diskussionen in den sozialen Medien. Diese Haltung hat ihm in den vergangenen Monaten viele neue Sympathien eingebracht.

Völsch wird überall geschätzt, auch der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden würde seine Wiederwahl begrüßen. Wirtschaftsvereins-Vorsitzender Jochen Winand: „Er hat ein Ohr für die Wirtschaft.“ Selbst die beiden größten Oppositionsfraktionen in der Bezirksversammlung haben ihm – allerdings ein wenig voreilig – eine gute Arbeit bescheinigt. Im November 2016, also mehr als ein Jahr vor dem Ende seiner ersten Amtszeit am 31. Dezember 2017, hatten die Grünen gemeinsam mit der Linken angekündigt, Völsch zu wählen. Voraussetzung sei aber, die GroKo werde beendet und die Bezirksversammlung arbeite künftig mit wechselnden Mehrheiten. Es war keine Überraschung, dass die SPD nicht auf dieses Angebot eingegangen ist. Kreisvorsitzender Frank Richter: „Wir haben mit der CDU einen Koalitionsvertrag für die Legislaturperiode 2014 bis 2019 geschlossen. Wir pflegen Verträge, die wir geschlossen haben, einzuhalten. Das würden Grüne und Linke auch zu Recht erwarten können, wenn mit ihnen ein Koalitionsvertrag bestünde.“ 

Die beiden GroKo-Fraktionschefs Jürgen Heimath und Ralf-Dieter Fischer haben sich darauf verständigt, vor der Abstimmung am 26. September keine Reden zu halten. Die Opposition wird sich dagegen sicher zu Wort melden. Auf Nachfrage hat Fischer nur gesagt: „Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Wir machen gemeinsam gedeihliche Politik für Harburg, wir bewegen etwas. Dabei ist es gut, dass Thomas Völsch sich auch gewandelt hat und nicht mehr die Hacken zusammenknallt, wenn der Senat etwas anordnet.“

Gibt es auch Kritik an Völsch? Fischer zögert kurz und sagt dann: „Ja, die fehlende Fachaufsicht gegenüber dem Bauamt.“ ag