Beethoven Werke auf zeitgenössischen Instrumenten

141029KlassikHeimfeld – Fans klasssicher Musik sollten sich den 16. November vormerken. Dann werden Mathias Weber und Ryuichi Rainer Suzuki in der Friedrich-Ebert-Halle

alle fünf Sonaten für Klavier und Violoncello von Ludwig van Beethoven aufführen. Das Besondere: Sie werden auf zeitgenössischen Instrumenten spielen. So wird ein Erard-Flügel aus dem Jahr 1840 eigens für diese Aufführung in die Ebert-Halle gebracht und der Cellist wird auf einem mit Darmsaiten bespannten Instrument aus dem Jahre 1690 und einem Bogen, der nicht minder wichtig für das historische Aufführungverständnis ist, aus dem Jahre 1790 spielen. Diese Instrumentierung entspricht der Zeit der Entstehung der Sonaten. Sie sind über die gesamte Schaffensperiode Beethovens entstanden, unterscheiden sich folglich charakterlich deutlich und spiegeln alle Facetten seines Oeuvres wieder.

Die fünf Sonaten für Klavier und Violoncello erscheinen besonders geeignet, in knapper, sinnfälliger Weise diesen Weg zu bezeugen: Die beiden Sonaten Op. 5 repräsentieren das Frühwerk, die 2 Sonaten Op. 102 das Spätwerk. In der Mitte steht Op. 69 als Zeugnis der mittleren Schaffenszeit. Beethoven hat Zeit seines Lebens Interesse am Klavierbau gehabt. Dessen Neuerungen haben ihn zu neuen Schaffenswegen inspiriert. Angenommen werden kann  dass Beethoven auch weiteren Entwicklungen im Klavierbau positiv gegenüber gestanden hätte. So scheint die Verwendung eines Érard - Konzertflügels des Jahres 1840 naheliegend zu sein. Der Durchsichtigkeit des Beethoven´schen Stimmengewebes wird der insbesondere im Bass klare Ton dieses Érard gerecht.  Auch die Mischung mit dem Klang eines Violoncellos aus dem Jahre 1690 ist eher bei jenem Érard mit seinem klaren, ausdrucksvollen und vergleichsweise schlanken Ton gegeben als bei einem modernen Konzertflügel, besonders dann, wenn der Cellist im Beethoven´schen Sinne eine sprechende Tongebung bevorzugt und spätromantische Klangfülle nur als eines vieler Stilmittel gelten lässt.

Mathias Weber, in Göttingen geboren, erhielt seine erste musikalische Ausbildung in Oldenburg. Dort trat er bereits  mit 8 Jahren mit Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers auf. Der Ausbildung an der Musikhochschule Hamburg in den Fächern Klavier (Eliza Hansen), Dirigieren (W. Brückner-Rüggeberg und Klauspeter Seibel) und Theorie (Christoph Hohlfeld) folgten Studien bei Wilhelm Kempff.  Mathias Weber war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Bundesauswahl Konzerte junger Künstler. Von den ihm verliehenen Preisen seien stellvertretend die des ARD-Wettbewerbs und des internationalen Wettbewerbs in Rom genannt. Konzerte führten ihn als Solisten, Kammermusiker und Liedbegleiter in zahlreiche europäische Länder sowie in die USA und nach Ostasien. International namhafte Dirigenten, Orchester und  Solisten waren seine Partner. Diverse CD-Produktionen geben Auskunft über das vielfältige Repertoire  des Musikers. Im Schleswig-Holstein Musik Festival übte Mathias Weber  in der Orchesterakademie eine langjährige Lehrtätigkeit aus. Weitere pädagogische Stationen waren das Hamburger Konservatorium und die Musikhochschule Hamburg. Seine Studenten sind weltweit tätig und können auf  internationale Preise verweisen. Mathias Weber ist auch  als Verfasser musiktheoretischer Essays von Bearbeitungen hervorgetreten. Seine Fassungen der Quintette von Franck und Brahms für Klavier und Orchester sind bereits von international renommierten Orchestern aufgeführt worden.
Vor einiger Zeit ist Mathias Weber ist auf seiner „Suche nach dem verlorenen Klang“ auf die Erard-Flügel des 19. Jahrhunderts gestoßen, die man als Vorläufer des modernen Konzertflügels bezeichnen kann und deren Klangmöglichkeiten uns in eine authentische Atmosphäre der damaligen Musikwelt versetzen können.

Ryuichi Rainer Suzuki  entstammt einer Musikerfamilie und wurde in Berlin geboren. Nach frühem Violinunterricht wechselt er mit zehn Jahren zum Cello und studiert in Folge zunächst bei Jan Polášek (München), in Zagreb bei David Grigorian (einem Meisterschüler Rostropowitschs) sowie bei William Pleeth (dem Lehrer von Jaqueline du Pré) in London, bevor er seine Studien mit Auszeichnung am Londoner Royal College of Music und dem Solistendiplom mit Auszeichnung bei Wolfgang Boettcher an der Hochschule der Künste in Berlin abschließt.
Von besonderem Einfluss auf seine musikalische Entwicklung war darüber hinaus der persönliche Kontakt zu Maestro Sergiu Celibidache. Ryuichi Rainer Suzuki gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen, so etwa beim Brahms-Wettbewerb in Österreich. Derzeit ist er in führender Position im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg tätig und Dozent am Hamburger Konservatorium.
Als Solist und Kammermusiker, u.a. als Partner von Prof. Mathias Weber, Rainer Kussmaul, Toru Yasunaga und Anton Barachovsky ist er gern gesehener Gast bei Konzertreihen im europäischen  In- und Ausland sowie in Japan. Die internationale Presse rühmt seine erstaunliche Technik und seinen kraftvollen Ton ebenso wie seine ausdrucksstarken, ausgefeilten Interpretationen.
Ryuichi Rainer Suzukis besonderes Interesse gilt – neben der Musik der Klassik und Romantik – auch der zeitgenössischen Musik und der Historischen Aufführungspraxis der Musik des 18. Jahrhunderts. Er spielt ein Instrument von Giovanni Battista Rogeri (Brescia) aus dem Jahr 1690. dl

Veröffentlicht 29. Oktober 2014