Theater: Schauspieler Oliver Hermann über das Auswandern

120905AuswandererWilhelmsburg - Wenn die Buddel Rum verzollt werden soll, was macht man dann? Vorher austrinken! Mit solchen Tricks bahnten sich im 19. Jahrhundert Auswanderer ihren Weg nach Amerika. Mehr davon? Am Sonntag, 16. September, 17.30 Uhr schildert der bekannte Fernseh- und Theaterschauspieler Oliver Hermann im Museum Elbinsel Wilhelmsburg auf äußerst humorvolle Weise das Schicksal der Auswanderer. Mit seinem Theaterstück „Der Auswanderer“ ist Hermann auch schon in der BallinStadt aufgetreten, für das kommende Frühjahr hat Hapag Lloyd ihn für eine Kreuzfahrt mit der „MS Columbus 2“ nach Ostasien gebucht.

Wer bisher glaubte, das Verlassen der Heimat sei ausschließlich mit Tränen, Leid und Hoffnungslosigkeit verbunden, wird von Hermann eines Besseren belehrt. In den Rollen eines bauernschlauen Mecklenburger Tagelöhners, eines größenwahnsinnigen Einwanderers und eines verkniffenen Amerikahassers schwadroniert und singt er was das Zeug hält und lässt die Zuschauer am Sinn und Un-Sinn der Auswanderung im 19. Jahrhundert teilhaben. Und das alles ohne unangenehme Begleiterscheinungen, wie Wanzen und Seekrankheiten. In seinem Soloprogramm erzählt der gebürtige Hamburger von den Miseren, die die Auswanderer auf dem Weg nach Amerika begleiteten.

Aus Lebensberichten, Briefen deutscher Auswanderer und den Reisetagebüchern des Schriftstellers Friedrich Gerstäcker hat Hermann sein Programm zusammengestrickt. Das verleiht Authentizität, spiegelt die Nöte, Ängste und Hoffnungen wider, mit denen die Emigranten vor hundert Jahren in Richtung Westen segelten.

Hermann tritt als schmuddeliger Dritte-Klasse-Passagier auf. Ein Kreidekreuz auf seinem Anzug stempelt ihn zudem als einen ab, der nicht ganz richtig im Kopf ist. Die wenig schmeichelhafte Auszeichnung erhielten die Einwanderer bei ihrer Ankunft in New York, wenn sie sich weigerten, dass Anmeldeformular auszufüllen.

Mehrmals wechselt Hermann die Hüte – und damit die Rollen. Mit seinem Schlapphut ist er der Schiffsreisende, der von Krätze, Läusen und Wanzen, von dem „Saustall“ an Bord berichtet. Setzt er den Cowboy-Hut auf, verwandelt er sich in den großkotzigen Deutsch-Amerikaner, der sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dank seines unbegrenzten Optimismus durchgesetzt hat. Dass die USA nicht für jeden das Schlaraffenland war, zeigt Hermann, wenn er in einer Kiste kauert und gegen das „Negervolk“ und die "wilden Indianers" wettert. Ein paar Auswanderer-Gesänge runden das charmante und informative Programm ab.

Reservierungen unter Telefon 302 34 861 oder kultur@museum-elbinsel-wilhelmsburg.de. Eintritt: zehn Euro. mz