Kunst aus Papier von Marie Schirrmacher-Meitz im hit-Technopark

120831SchirrmacherMeitzHeimfeld - Dass Papier geduldig ist, wissen wir alle. Dass es jahrhundertelang Medium für gedankliche Innovationen war und für manche Streitschrift herhielt, haben wir in der Schule gelernt. Dass Papier auch eine künstlerische Dimension haben kann, zeigt die Ausstellung von Marie Schirrmacher-Meitz, die bis zum 12. Oktober im hit-Technopark im Rahmen des ganzjährigen Ausstellungszyklus’ „Kunst verbindet…“ zu sehen ist.

 

In ihrer Ausstellung auf drei Galerieetagen im hit-Technopark zeigt Schirrmacher-Meitz, dass Papier nicht mehr nur Träger von Farbe und Information ist, sondern selbst zum eigenständigen Ausdrucksmittel wird. Neue Anwendungen machen das Papier autark und transportieren die Aussage eines Kunstwerkes nicht nur über seine Form und Farbe, sondern ganz speziell über sein Material. Deshalb ist die eigene Papierherstellung für die Künstlerin besonders wichtig. Dabei bringt sie Papier beim Schöpfen in die gewohnte Flächigkeit und nahezu jede gewünschte Form. "Kaum ein anderes Material hat so viele unterschiedlichen Eigenschaften", behauptet Marie Schirrmacher-Meitz, deren Kreativität eine symbiotische Verbindung zu diesem Material eingeht. "Ich verwende dieses Naturmaterial Papier wie ein Maler seine Farbe", betont die in Hechthausen an der Oste lebende Künstlerin.

Auf den ersten Blick hübsch und harmlos, entpuppen sich ihre Installationen bei genauem Hinsehen nicht selten als hintergründige Provokationen, deren Themen oft aktuelle gesellschaftliche Diskussionen aufgreifen. So zeigt die Wandinstallation Schwarz, Rot, Gold auf drei dreieckig gerollten Packpapierrollen jeweils drei filigrane, kleinteilige Zeichnungen, die sich als schwarze, rote und gelbe Johannisbeeren herausstellen, von denen jede für sich durchaus in einem Naturkundebuch zu finden sein könnte. Deren Kombination und Darstellung die Assoziationsfähigkeit der Betrachter – oder man könnte auch sagen – einen Wiedererkennungseffekt herausfordern.

Die sechzehnteilige Installation "Zipfeltanz, Dancing Dips", die bei jedem Windhauch in Bewegung gerät und deren Bodenhaftung allein durch zwei Ikea-Tischplatten sichergestellt ist, stellt unwillkürlich die Frage in den Raum: "Schwankst Du schon oder tanzt Du noch?“ Das Spannungsfeld von tradierten Verhaltensweisen und Abhängigkeiten in einer modernen Konsumentenwelt wird so auf den Prüfstand gestellt und hinterfragt.

In der Installation "Papieruhren", die aus 12 Papierobjekten besteht, die jeweils mit einem roten Sanddreieck in der Abfolge eines Ziffernblattes versehen sind und deren Abstände zueinander sich immer weiter verkürzen,
beschleicht den Betrachter ein Gefühl von High Noon und die Erkenntnis, dass die Kunstwerke von Marie Schirrmacher-Meitz im In- und Ausland nicht ohne Grund gefragt sind.

Die Ausstellung von Marie Schirrmacher-Meitz ist noch bis zum 12. Oktober im hit-Technopark, am Tempowerkring 6 zu sehen.