Sascha Lobo beim Inno-Talk über den exponentiellen Fortschritt
Leidenschaftlich bei seinem Vortrag: Sascha Lobo. Foto: zv

Sascha Lobo beim Inno-Talk über den exponentiellen Fortschritt

Heimfeld – Es war die Mischung aus Grusel und Faszination, die das Publikum bei Inno-Talk im hit-Technopark mit Internet-Guru Sascha Lobo so in den Bann zog. Die einstündige

Verbal-Reise durch die Möglichkeiten der digitalen Welt, in der Apps aus geposteten Mittagessen-Fotos Kaloriengehalt und Nährwert der ahnungslosen User errechnen oder winzige in Tabletten eingebaute Sender die wohl dosierte und zeitgerechte Einnahme von Medikamenten an Arzt und wohlmöglich Krankenkasse meldet, das ist der Stoff, der unter {image}dem Motto „digitale Transformation und politische Verantwortung“ bei dem leicht gealterten, kritisch-wichtig, sich einbringendem Publikum gut ankam. „Wir leben in einer besonderen Zeit, in einer Zeit des exponentiellen Fortschritts“, sagt Lobo mit Hinblick auf das Smartphone, das es gerade mal zehn Jahre gibt. „Es hat dafür gesorgt, dass eine ganze Generation schon gar nicht mehr ohne dieses Gerät vorstellbar ist.“ Und das hat es als handtellergroße Plattform des exponentiellen Fortschritts in Form von Apps in sich, die Datenströme in alle Welt und insbesondere an die Wirtschaft weiterleiten. „Wir haben offenbar Daten, die ins Netz gestellt werden, die durch den exponentiellen Fortschritt auf einmal auswertbar sind und Dinge verraten, die man vorher nicht einschätzen kann“, sagt Lobo. „Wir erleben einen Wandel bei dem durch die digitale Transformation jeder früher oder später an einen Punkt des Grusels kommt. Und das nicht immer zu unrecht.“ Für Sascha Lobo stellt sich hier die Frage der „politischen Verantwortung“, die Frage, „bis zu welchem Punkt gehen wir da mit, wollen als Gesellschaft diesen Fortschritt zulassen“.

{image}Tatsächlich dürfte hinter dem Grusel viel mehr stecken, als nur der exponentielle Fortschritt. Den gibt es, genau genommen, seit der Steinzeit. Er ist eben nur sehr schnell geworden. So schnell, dass die meisten Menschen nicht in der Lage sind, ich zeitgerecht zu erfassen. Das hat unangenehmen Wandel zur Folge: Beispielsweise, dass der Erfolg von Firmen von anderen  Typen abhängt als bisher. So ist es nicht verwunderlich, dass Menschen wie Steve Jobs, der legendäre Apple-Gründer, anders als die anderen bis dahin erfolgreichen Unternehmer ist und in den neuen Mega-Unternehmen eine völlig andere Unternehmenskultur herrscht. Man verdrängt dabei, dass auch in der Vergangenheit auch nur wenige von vielen extrem erfolgreich waren, das es immer Wandel gab.

Nicht beantwortet wurde, wie sich die deutsche Gesellschaft, die Politik, die Verwaltung auf den durch die Digitalisierung immer schneller galoppierenden Fortschritt einstellen soll. Denn eines hat Lobo auch aufgezeigt. Zu verlangsamen geschweige denn aufzuhalten ist er nicht. Zu regeln als globales Phänomen auch nicht – zumindest nicht im Sinne der deutschen Sicht, die in vielen Ländern der Welt sicher als exotisch gelten dürfte.

Der Denkanstoß ist gegeben. Der Vortrag von Sascha Lobo dürfte ein Glanzpunkt in Sachen Input für die Zuhörer der bemerkenswerten Talk-Reihe sein. Für Initiator Christoph Birkel bringt das ganz andere Zukunftsprobleme. Die brachte er nach der Veranstaltung so auf den Punkt: "Wenn soll ich denn jetzt noch holen?" zv