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Sturmflut
Bis hier stand das eiskalte Wasser in der Bostelbeker Siedlung: Wolfgang Stünckel und Uwe Sommer zeigen auf den Pegelstand der Flut. Foto: cb

55. Jahrestag der Sturmflut: Harburger Zeitzeugen erinnern sich

kostete, war die größte Katastrophe, die Hamburg seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat. In der Nacht vom Freitag, 16., auf Sonnabend, 17. Februar 1962,  rollte von der Nordsee eine gewaltige Flutwelle die Elbe hinauf auf Hamburg zu.

Die eisige Flut überschwemmte nach zahlreichen Deichbrüchen rund ein sechstel der Hansestadt. Tausende verloren ihr Hab und Gut oder wurden obdachlos. Außerdem wurden Wohn- und Gewerbegebäude, Schulen, Wasser- und Stromleitungen sowie viele Straßen stark beschädigt oder ganz zerstört. Harburg-aktuell hat mit den Zeitzeugen Uwe Sommer (75) und Wolfgang Stünckel (88) aus Harburg gesprochen. Sie schildern, wie sie die Flut und die Tage danach erlebt haben.

{image}Der gebürtige Harburger Uwe Sommer erlebte die schreckliche Nacht als 20-jähriger Soldat. Noch heute kann er sich an den Einsatzbefehl erinnern, als wäre es gestern gewesen: "Holt so viele Menschen wie möglich aus dem überfluteten Gebiet", lautete der Auftrag für ihn und seine Kameraden. Der junge Mann war in der Röttiger-Kaserne in Fischbek stationiert. Mit Unimog und Lkw fuhren die Soldaten zunächst zur Kommandozentrale an der Reichsstraße, wo die Einsätze koordiniert wurden.

{image}"Von dort aus kämpften wir uns in kleinen Gruppen so weit es ging in das überflutete Gebiet hinein", erinnert sich der heute 75-jährige. "Die Menschen, die von den Pionieren mit Schlauchbooten oder den Armee-Hubschraubern von Dächern oder Bäumen gerettet wurden, brachten wir mit unseren Fahrzeugen in die Notquartiere." Diese befanden sich unter anderem in der Fischbeker Kaserne, der Turnhalle in Neugraben oder in der Friedrich-Ebert-Halle in Heimfeld. "Auf dem Rückweg haben wir Hilfsgüter und technisches Gerät in das Katastrophen-Gebiet gebracht." Der Einsatz der Soldaten aus Fischbek dauerte mehrere Tage. "Wenn man nicht mehr konnte, schlief man einfach einige Stunden in den Bussen oder den Unimogs."

{image}Wolfgang Stünckel erlebte die Flutnacht mit seiner Frau Brunhilde in Bostelbek. Die beiden lebten in ihrem Haus in der Straße Heidebruch. "Es war etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht, da bin ich durch lauten Krach und ein Scheppern hoch geschreckt", sagt der heute 88-Jährige. "Ich schaute hinaus, doch es war nichts zu sehen. Also legten wir uns wieder hin." Doch die Ruhe war trügerisch: Um kurz nach Mitternacht war es damit vorbei. Stünckel: "Mein Nachbar klopfte wild ans Fenster und rief, das in Moorburg der Deich gebrochen ist."

{image}Als Stünckel das Haus verlief standen die eisigen Fluten bereits mitten in der Bostelbeker Siedlung. Straßen wie etwa die Hofstraße, Ellernweg und Am Reiherhorst waren fast vollständig überflutet. Er und seine Frau hatten Glück: Ihr Haus lag etwas höher und war nicht betroffen.

Die meisten Keller in der Nachbarschaft waren bereits voll gelaufen. Für den damals 34-jährigen Technischen Angestellten stand sofort fest, dass er Helfen wollte. Mit seinem Nachbarn organisierte er eine Pumpe aus einem Lager an der Blohmstraße. Die beiden begannen damit, den ersten Keller leer zu pumpen. Außerdem mussten Wände, die vom Einsturz gefährdet waren, mit Holzbalken abgestützt werden. Stünckel: "Die benötigten Balken besorgten wir kurzerhand von einer nahe gelegenen Baustelle."

Nach und nach trafen die Helfer mit weiteren Pumpen und anderen schwerem Gerät ein. "Viele Dinge wurden während des Einsatzes in meinem Garten gelagert", sagt Stünckel. Außerdem wurde sein Haus zu einer Art Notquartier umgewandelt. "Viele Helfer kamen zum Essen zu uns oder ruhten sich einfach mal aus. Alle unsere Zimmer waren mit Einsatzkräften und Nachbarn belegt, die von uns versorgt wurden. "

{image}Noch Am Sonnabend Abend wurde in Bostelbek ein schwerverletzter Mann gerettet, der sich vor den Fluten in einen Bauwagen gerettet hatte. Ab Montag ging das Wasser zwar etwas zurück aber durch die niedrigen Temperaturen bildete sich vielerorts eine Eisschicht. Als das Wasser zurückging wurden nicht nur viele Tierkadaver von Schweinen und Schafen sichtbar, die entsorgt werden mussten -  auch die Schäden an Straßen und Infrastruktur waren immens.

"So etwas darf nicht noch einmal passieren", sind sich die beiden Zeitzeugen einig. Deshalb schlossen sich Wolfgang Stünckel und Uwe Sommer ein Jahr nach der Sturmflut der neu gegründeten Hamburger Deichwacht an, die vom damaligen Hamburger Innensenator Helmut Schmidt ins Leben gerufen wurde. Uwe Sommer ist noch heute als Ortsbeauftragter für Wilhelmsburg bei der Deichwacht aktiv. Und die hat 55 Jahre nach der Sturmflut ein Riesenproblem: Es werden dringend neue Mitglieder benötigt.  (cb){image}{image}{image}