Das Archäologische Museum
Das Archäologische Museum am Rathausplatz. Foto: Andre Zand-Vakili

Das Archäologische Museum Hamburg

Seit Mai 2009 präsentiert das Archäologische Museum Hamburg seine neue Dauerausstellung in einem bisher einzigartigen Konzept:

In einer bundesweit einmaligen Kooperation zwischen einem Landesmuseum und dem Experten für Spiele und Erlebnislandschaften, der Ravensburger Freizeit- und Promotion-Service GmbH, entstand ein Erlebnismuseum für die ganze Familie. Richtungweisend für die Neugestaltung war das Ziel, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung Familien mit Kindern und Besuchern ohne archäologische Vorbildung unkompliziert, verständlich und spielerisch zu vermitteln.

Um kulturgeschichtliche Abläufe, die von den Anfängen der Menschheit bis in die Moderne miteinander verbunden sind, besser nachvollziehbar zu machen, ist die neue Ausstellung nicht wie bislang streng chronologisch und nach archäologischen Kulturen gegliedert, sondern nach Themenschwerpunkten. Es wurden sechs Hauptthemen ausgewählt, die die kulturelle Entwicklung des Menschen geprägt und nach wie vor grundlegende Bedeutung für Gegenwart und Zukunft haben: »Nahrung«, »Werkstoff«, »Innovation«, »Gewalt«, »Tod« und »Mobilität«. Die Themen werden auf zwei Stockwerken präsentiert, wobei große begehbare Sichtfenster, die eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen, den optischen Bezug zwischen Erd- und Obergeschoss gewährleisten.

Während das Erdgeschoss als eine von den Eiszeiten geformte und vom Menschen noch unberührte Naturlandschaft gestaltet ist, zeigt sich das Obergeschoss wesentlich geordneter, als ein vom Menschen komplett überformter und naturentfremdeter Raum.Bei der Inszenierung wurde die Architektur des Gebäudes mit einbezogen. Sechs der Stützpfeiler, die die Räume untergliedern, bilden den Mittelpunkt des jeweiligen Themas. Um die Themenpfeiler gruppieren sich herausragende Funde der Region, die zeitübergreifend präsentiert werden. Auf einer Fläche von insgesamt 1300 Quadratmeter sind in über 160 Vitrinen mehr als 700 Exponate ausgestellt. Neben vielen Paradefunden des Museums sind nun auch zahlreiche bisher noch nie gezeigte Objekte zu sehen. 25 000 EiswürfelbereiterEin wesentlicher Aspekt des Ausstellungskonzeptes ist der Gegenwartsbezug, der es ermöglicht, den Besucher »in der Gegenwart abzuholen«.

Dieses Prinzip durchzieht die gesamte Präsentation: Installationen, Vitrinen und Objekte verbinden Altes mit Neuem, so dass sich die Bedeutung der Exponate leichter erschließt. Daher beginnt der Rundgang mit einem raumhohen Gletscher aus 25 000 Eiswürfelbereitern, die der Besucher durchschreitet, um die vom Gletscher hinterlassene Landschaft zu betreten.Den Themenpfeiler »Werkstoff« im Erdgeschoss bildet ein überdimensionales Branchenbuch, das einen Überblick über die verschiedenen Werkstoffe und Handwerke gibt. An gleicher Stelle im Obergeschoss symbolisiert eine aus Kunststoffgegenständen geformte Welle, dass die heutige Entwicklung von Werkstoffen in der Kunststoffherstellung gipfelt.  Ein raumhohes Streichholz und ein aufgerissener MüsliriegelBeim Thema »Innovation« liegt der Fokus auf dem Element Feuer, der Themenpfeiler selbst ist als unmissverständliches und deutliches Zeichen gestaltet – als raumhohes Streichholz. Zusätzlich wird das Feuer in seiner sozialen Dimension inszeniert: Eine aus Fernsehern aufgestapelte Feuerstelle veranschaulicht seine einstige Bedeutung als Versammlungsort, wohingegen der Fernseher den Mittelpunkt unseres heutigen familiären Lebens ausmacht.

Im Oberschoss wird die Wandlung des Feuers von der Flamme zur abstrakten Stromleitung im Pfeiler thematisiert. Hier können sich die Besucher der Energiegewinnung spielerisch annähern, indem sie die Vitrinenbeleuchtung mithilfe einer Kurbel selbst erzeugen.Im Erdgeschoss ist ein Großteil der Exponate in bodennahen, der Raumgestaltung angepassten Schaukästen und in begehbaren Bodenvitrinen ausgestellt. So können die Besucher in der dunkel gehaltenen, aus Steinen und Geröllen bestehenden Landschaft selbst zum Archäologen werden, aktiv und in Eigenregie die Ausstellung erkunden, den befestigten Pfad verlassen, um zu entdecken und zu forschen. Besonders bedeutende Objekte sind auf Steinstelen platziert. Den Bogen zur Gegenwart schlagen inszenierte Vitrinen: Archäologische Fundobjekte zum Thema »Nahrung aus dem Wasser« sind in einer aufgerollten Fischdose präsentiert und Sicheln zur Getreideernte in einem aufgerissenen Müsliriegel. Nahrungsreste im KühlschrankIm hell erleuchteten Obergeschoss bestimmen Vitrinen aus Beton den Raum und geben Hinweise auf die Bedeutungszusammenhänge der gezeigten Exponate. Schiffscontainer, Symbol für die Handelsmetropole Hamburg, stehen in Miniaturformat am Pfeiler »Mobilität« und enthalten Fundobjekte aus fernen Ländern, die bei archäologischen Ausgrabungen im Hamburger Hafen zutage kamen. In einem Kühlschrank sind Nahrungsreste ausgestellt. Hier wird der Frage nachgegangen, welche Veränderungen seit der Steinzeit in der Lebensmittelproduktion und -konservierung stattgefunden haben.

Neben den sechs Hauptthemen sind im Obergeschoss noch weitere Bereiche zu erkunden. Die größte Fläche nimmt dabei die Inszenierung »Hamburg archäologisch« ein, die sich den archäologischen Bodenfunden im Hamburger Stadtgebiet widmet. Auf über 200 Quadratmetern wurde der Hamburger Nahverkehrsplan auf den Boden abgebildet. An Haltestellen werden archäologische Fundobjekte aus den Stadtbezirken in schmalen Vitrinenstelen präsentiert. Per Knopfdruck ist eine Durchsage aktivierbar, die Informationen zum Exponat gibt. Den Rundgang beschließen die Stationen »Bodendenkmalpflege« und »Museumsgeschichten«. Ein begehbarer und raumhoher Fundkarton bietet den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des Museums.

Regelmäig finden im Museum, dann im Haupthaus am Museumsplatz, Sonderausstellungen statt.